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Neue Methoden zur Gewebekonservierung in der Anatomie

14. October 2022
Prof. Markus Kipp, Direktor der Anatomie (v.l.), Dr. Jonas Keiler, Projektverantwortlicher, und Dr. Philipp Warnke, Projektleiter, mit einem konservierten Gehirn.

Prof. Markus Kipp, Direktor der Anatomie (v.l.), Dr. Jonas Keiler, Projektverantwortlicher, und Dr. Philipp Warnke, Projektleiter, mit einem konservierten Gehirn.

Unimedizin Rostock erhält Projektförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Jeder Medizinstudent kennt den unangenehmen, beißenden Geruch von Formaldehyd, auch Formalin genannt, aus den Präparationskursen. Mit Hilfe dieser Chemikalie werden Gewebe, Organe oder ganze Körper so konserviert, dass die Präparate für die medizinische Lehre, zur Weiterbildung und zu Forschungszwecken genutzt werden können. Seit längerem ist bekannt, dass Formalin toxische, allergieauslösende und krebserregende Eigenschaften besitzt, die seine Anwendung problematisch machen. Trotz dieser Risiken wird es noch immer in vielen biomedizinischen Bereichen verwendet, weil geeignete Alternativen fehlen und die Anforderungen an die Gewebefixierung speziell sind. Die Unimedizin Rostock erhält eine Projektförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Höhe von 340.000 Euro, um erste vielversprechende Ergebnisse bei der Untersuchung neuartiger Gewebefixierungen vertiefen zu können.

Dr. Jonas Keiler, Projektverantwortlicher beim Institut für Anatomie, erläutert den Untersuchungsansatz: „Alternative Substanzen für die Gewebefixierung sollten gesundheitlich unbedenklich sein, aber nach Möglichkeit auch keine unnötig höheren Kosten, beispielsweise für eine aufwendige Herstellung, verursachen. Wir konzentrieren uns auf Konservierungsmittel aus der Lebensmitteltechnologie und haben sehr gute Ergebnisse mit Milchsäure erzielen können. Diese sind zum Teil sogar besser als Fixierungen mit Formaldehyd. Wir werden nun auch Kombinationen mit andere Konservierungsmitteln erforschen, um die Wirkung zu optimieren und unterschiedliche Anforderungen zu erfüllen. Für die Pathologie sollte beispielsweise die DNA in Präparaten erhalten bleiben, um etwa Tumorgene zu erkennen.“ Wichtig ist, dass neue Konservierungsmittel für Körper und Gewebe ebenfalls eine antimikrobielle Wirkung haben, damit Bakterien und Schimmelpilze den Präparaten nichts anhaben können. Deshalb kooperieren in diesem Gemeinschaftsprojekt das Team der Anatomie und das Team des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene. Der Projektleiter am Institut, PD Dr. Philipp Warnke, beschreibt die Herausforderungen: „Es ist wichtig zu wissen, um welche Erreger und welche Erregerlast es sich handelt, denn ein Formalinersatz muss der mikrobiologischen Belastung standhalten, damit das Gewebe so erhalten bleibt, wie es für Lehre und Forschung nötig ist. Gleichzeitig muss eine sichere Abtötung diverser Mikroorganismen erzielt werden.“

Für das Anatomische Institut sind Körperspenden essentiell, um die wissenschaftliche Ausbildung der Medizinstudenten zu gewährleisten sowie Fort- und Weiterbildungskurse anbieten zu können. An diesen Kursen können neben Ärzten auch Auszubildende zu Operationstechnischen und Anästhesietechnischen Assistenten teilnehmen, um frühzeitig einen Einblick in die Praxis zu erhalten.

Prof. Emil Reisinger, Wissenschaftlicher Vorstand und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Unimedizin, freut sich über die finanzielle Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft: „Die Wertschätzung unserer Forschungsarbeit durch die Projektförderung zeigt, dass unser Team sehr gute Ansätze gefunden hat, um die Lehre und Forschung an Körperpräparaten auch für die Zukunft zu sichern.“