Die Unimedizin Rostock hat zum 15. Juli Prof. Dr. Sander Bekeschus als neuen Professor für translationale Plasmaforschung begrüßt. Mit der neuen Professur geht die Einrichtung der wissenschaftlichen Sektion Plasmamedizin an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Universitätsmedizin Rostock einher. Derzeit wird Kaltplasma vor allem für die Behandlung von chronischen, infizierten Wunden und erregerbedingten Hauterkrankungen eingesetzt. Künftig sollen auch Krebspatienten von dieser neuen Therapie profitieren können.
Bekeschus übernimmt die wissenschaftliche und organisatorische Leitung einer standortübergreifenden Arbeitsgruppe für translationale Plasmaforschung an den Standorten Greifswald und Rostock. Er forscht sowohl an der Unimedizin Rostock als auch am Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP) in Greifswald. Der Dekan und Wissenschaftliche Vorstand Prof. Dr. Emil Reisinger freut sich, dass die Professur so fachkundig besetzt werden konnte: „Mit Prof. Dr. Sander Bekeschus konnten wir einen renommierten Experten auf dem Gebiet der Plasmaforschung gewinnen, damit Plasma als Therapieoption weitere Anwendungen am Patienten findet. Das passt haargenau zu unserem Schwerpunkt „Medizin trifft Technik“.
Der Humanbiologe und promovierte Immunologe leitet seit 2016 in Greifswald die Leibniz-Forschungsgruppe „Plasma-Redox-Effekte“, die sich mit der Anwendung von Plasma in den Disziplinen Dermatologie, Onkologie und Immunologie befasst. Die Forschungsgruppe wurde in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Zentrum für Innovationskompetenz (ZIK) „plasmatis – Plasma plus Zelle“ aufgebaut und am INP verstetigt. Bekeschus ist ebenfalls Leiter der Arbeitsgruppe „Plasma Cancer Treatment“ in dem EU-Projekt „PlasTHER“ und seit 2017 Vorstandsmitglied des Nationalen Zentrums für Plasmamedizin (NZPM) sowie Nachwuchspreisträger der Internationalen Gesellschaft für Redox-Biologie und -Medizin. Zudem engagiert er sich als Leiter des mit EU-Mitteln geförderten Doktorandennetzwerks PlasmACT für den Einsatz von kaltem Atmosphärendruckplasma als Behandlungsmethode bei Hautkrebsvorstufen.
Die Plasmamedizin ist ein innovatives, internationales Forschungsgebiet. Dabei bezeichnet Plasma neben fest, flüssig und gasförmig nun einen vierten Aggregatzustand, der entsteht, wenn einem Gas Energie zugeführt wird. Dadurch wird es hochreaktiv, elektrisch leitfähig und hat vielfältige Eigenschaften sowie eine biologisch aktive Wirkung. Diese basiert vor allem auf Sauerstoff und Stickstoff, freien Elektronen, UV-Strahlung und elektrischen Feldern. Das sogenannte Kaltplasma wird mit speziellen Geräten aufgetragen. Es wirkt sehr stark gegen Bakterien, Viren und Pilze und hat wundheilungsfördernde Effekte.
Neueste Forschungsergebnisse von Bekeschus und seinem Team deuten darauf hin, dass Kaltplasmabehandlungen einen möglichen Nutzen bei der Inaktivierung von Tumorzellen haben. Dies lässt auf neue Perspektiven in der Krebsbehandlung hoffen.