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Neue Verfahren gegen Sepsis und für künstlichen Organersatz: Universität Rostock kooperiert mit Fraunhofer-Institut

14. March 2011

An der Universität Rostock wurde heute ein Kooperationsvertrag unterzeichnet, der die Erforschung und Entwicklung von neuen Verfahren gegen Sepsis und zur Herstellung künstlichen Organersatzes vorantreiben soll.

Henry Tesch, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Mecklenburg-Vorpommern besiegelte mit seiner Unterschrift die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock und des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie (IZI) in Leipzig. Es wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die unter dem Namen EXIM („Extrakorporale Immunmodulation“) und unter Leitung des Rostocker Mediziners Professor Dr. Steffen Mitzner an der Weiterentwicklung von Blutreinigungsverfahren und künstlichem Organersatz arbeitet. Das Forschungsvorhaben, in dessen Mittelpunkt zunächst zwei Studien mit Betroffenen stehen, wird in den kommenden fünf Jahren von Land und Europäischer Gemeinschaft mit insgesamt 5,5 Millionen Euro finanziert.

 

Zentrale Aufgabenstellung ist die Fortsetzung des in Rostock entwickelten Verfahrens EISS (Extracorporal Immune Support System). Es handelt sich um eine Methode der Blutreinigung, die mit dem Prinzip der Dialyse vergleichbar ist, und Patienten mit Sepsis helfen soll. Dabei wird das Blutplasma der Betroffenen extrakorporal, also außerhalb des Körpers, durch frische Immunzellen von Spendern gereinigt. „Wenn wir diese Immunzellen direkt in den Blutkreislauf gäben, würden sie dem Körper schaden“, so Professor Mitzner. Doch durch das spezielle Reinigungsverfahren mit einem Filtersystem außerhalb des Körpers greifen die Immunzellen tatsächlich nur gefährliche Erreger im Körper des Patienten an. Im Rahmen der Forschungsarbeit soll nun eine bereits begonnene Vor-Studie in Rostock beendet werden. Bisher wurden bereits 18 Patienten mit EISS behandelt. Anschließend soll eine neue Studie, an der auch andere Krankenhäuser beteiligt sein werden, die Wirksamkeit des Verfahrens nachweisen.

 

Bei der Sepsis, umgangssprachlich Blutvergiftung genannt, handelt es sich um eine komplexe Entzündungsreaktion des Körpers, meist nach einer großen Operation oder einem Unfall. Sie breitet sich schnell aus und kann zum totalen Versagen gleich mehrerer Organe führen. „Etwa 80 Prozent der Menschen mit einer schweren Sepsis überleben diese Erkrankung nicht“, sagt Professor Mitzner, vom Zentrum für Innere Medizin am Universitätsklinikum Rostock. Insgesamt erkranken in Deutschland pro Jahr 200.000 bis 250.000 Menschen an der Sepsis. Hinzu komme ein volkswirtschaftlicher Aspekt: „Die Behandlung der Sepsis bindet deutschlandweit etwa die Hälfte der Budgets der Intensivstationen“, so Professor Mitzner. „Das sind rund 2,5 Milliarden Euro pro Jahr an Arbeitskraft, Geräten und Medikamenten.“

 

 

„Wir freuen uns, dass wir mit dem Fraunhofer IZI einen starken Partner finden konnten“, sagt Professor Mitzner. Das Institut sei dynamisch und leistungsstark und sein Forschungsinteresse im Bereich der Immunologie, der Organtransplantation und der regenerativen Medizin decke sich mit den Interessen der Rostocker Forscher. Neben EISS werden daher auch andere Verfahren wie das Rostocker Verfahren MARS weiterentwickelt, dessen Ziel die Herstellung künstlichen Lebergewebes ist. „Die Zielrichtung all dieser Forschungen ist ganz klar die Anwendung am Patienten“, sagt Professor Mitzner. Daher arbeitet die Projektgruppe auch mit Industriepartnern zusammen, die die neuen Verfahren und Methoden auf dem Markt etablieren und somit für Betroffene zugänglich machen.