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Neuer Chef der Uni-Neurochirurgie bringt Technik an die Küste

14. May 2020
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Oberarzt Dr. Florian Geßler und Prof. Dr. Thomas Freiman bringen frischen Wind in die Rostocker Neurochirurgie.

Roboter ermöglicht präzise Eingriffe / Schwerpunkte Neuroonkologie, Epilepsie und Kinderneurochirurgie werden ausgebaut

Bilder von der Familie, ein Foto vom alten Team und ein Jackett über dem Drehstuhl – ein paar erste persönliche Gegenstände hat Prof. Dr. Thomas Freiman schon in seinem neuen Büro hinterlegt. Anfang Mai hat er die Leitung der Abteilung für Neurochirurgie an der Universitätsmedizin Rostock übernommen. „Die neuen Kollegen im Klinikum und in der Abteilung haben mich freundlich empfangen“, sagt der gebürtige Wiesbadener und gibt schmunzelnd zu: „Ich bin sehr gern dem Ruf an die Küste gefolgt.“

Die älteste medizinische Fakultät Nordeuropas, mit enger Anbindung an die Universität – für Freiman, der zuletzt als leitender Oberarzt an der Neurochirurgischen Uniklinik Frankfurt tätig war, schlagende Argumente für Rostock. „Ich möchte an die bisherigen Leistungen anknüpfen und Neues aufbauen“, sagt der 49-Jährige. Und hat einiges vor: Um seine Schwerpunkte Neuroonkologie, Kinderneurochirurgie und Epilepsie stärker zu verankern, will er einen OP-Roboter nach Rostock bringen. Diesen lernte er bei einem Forschungsaufenthalt in Paris kennen und setze ihn in Frankfurt erstmalig an einer deutschen Uniklinik ein. Der Roboter misst das Gesicht des Patienten per Laser aus und führt den Operateur so exakt an die Stelle im Gehirn, an der Implantate eingesetzt oder Proben entnommen werden sollen. „Eingriffe werden genauer, schneller und sicherer – und das mit deutlich weniger Strahlenbelastung als bisher“, so Freiman. Aktuell bieten in ganz Deutschland drei Kliniken diese Technik an. In Rostock soll der Roboter in den kommenden Monaten Einzug halten und weiterentwickelt werden.

Nicht nur modernste Technik hat der Neurochirurg im Gepäck: Mit Dr. Florian Geßler bringt er einen erfahrenen, auf Neuroonkologie spezialisierten Kollegen als leitenden Oberarzt an die Unimedizin. „Nicht jeder Tumor muss operiert werden. In Rücksprache mit unseren Kollegen aus Neurologie, Strahlenheilkunde, Onkologie und Radiologie möchten wir die Behandlung zu finden, von der der Patient am meisten profitiert“, sagt der Experte, der sich Kenntnisse unter anderem bei Studienaufenthalten in Cambridge und Harvard aneignete.

Mit seinem Team möchte Professor Freiman auch Patienten helfen, die an Epilepsie leiden. „Eine frühe Operation bedeutet einen massiven Gewinn an Lebensqualität“, sagt er. „Besonders bei Kindern sind die Aussichten auf Heilung nach einer OP groß.“ Daher möchte er EEG-Ableitungsplätze einrichten – Räume, in denen Epilepsie-Patienten mehrere Tage verbringen und per Video überwacht werden. „Über Elektroden am Kopf des Patienten können wir nachverfolgen, wie sich ein Anfall entwickelt und dann zielgenau eingreifen“, so Freiman. Und natürlich: Auch dabei kann der Roboter unterstützen. 

Neben seinen Aufgaben an der Unimedizin freut sich Freiman darauf, mit seiner Familie die Stadt und das Umland kennenzulernen. Und das – ganz ohne High Tech – am liebsten per Fahrrad. 

Lebenslauf

Prof. Dr. Thomas Freiman wurde 1970 in Wiesbaden geboren und hat in Frankfurt am Main, Heidelberg und Harvard (Boston, USA) Medizin studiert. Seine Facharztausbildung und Habilitation absolvierte er in Freiburg und war seit 2013 als leitender Oberarzt an der Neurochirurgischen Universitätsklinik Frankfurt tätig. Der Familienvater bringt drei eigene Kinder und seine Frau mit nach Rostock.