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Neuer Chef für Rostocker Kardiologie

21. September 2015

Prof. Dr. Hüseyin Ince leitet seit kurzem die Rostocker Kardiologie und will das Thema Telemedizin weiter ausbauen.

Prof. Dr. Hüseyin Ince will mit der Telemedizin ein Zukunftsthema ausbauen

Frischer Wind in der Kardiologie der Rostocker Universitätsmedizin: Seit Mitte Juli ist Prof. Dr. Hüseyin Ince neuer Chef. Beschwerden rund ums Herz sind ein Thema der Zukunft – vor allem in einem Flächenland wie MV, in dem der Altersdurchschnitt der Bevölkerung zunehmend steigt.

Schwerpunkt sei zum einen die mitunter schwierige Wiedereröffnung von chronisch verschlossenen Herzkranzgefäßen über einen Katheter. Für dieses Krankheitsbild hat sich Prof. Ince einen Spezialisten an Bord geholt, Dr. Alper Öner, der auch stellvertretender Direktor ist. „Auch nach der erfolgreichen Wiedereröffnung von Herzkranzgefäßen per Katheter oder Bypass-OP können Narben verbleiben“, sagt Öner. Größere Vernarbungen können zu einer Herzschwäche führen und damit zu Symptomen, die die Lebensqualität erheblich einschränken. Ständige Luftnot schon bei geringer Belastung lasse irgendwann nicht mal mehr kurze Einkäufe ohne Erstickungsgefühl zu. „Oft steht nach ausgeprägter Herzschwäche die Pflegebedürftigkeit am Ende“, so der Kardiologe. Abteilungsleiter Ince ergänzt: „Ich wünsche mir, dass wir die Herzschwäche, die sich mittlerweile wie eine Pandemie über Deutschland ausbreitet, künftig spezifischer angehen. Im interdisziplinären Team mit niedergelassenen Kardiologen, internistischen Nachbardisziplinen, der Anästhesie und der Herzchirurgie.“ Künstliche Unterstützungssysteme bei Herzschwäche seien ein Thema, das in der Region weiter ausgebaut werden sollte. 

Zunehmend aktuell ist auch die minimalinvasive Klappentherapie, bei der eine Herzklappe per Katheter zum Herzen vorgeschoben wird. Mittlerweile verfügt das universitäre Herzzentrum aus Kardiologen, Kardioanästhesisten und Herzchirurgen über ein Sortiment von sieben Herzklappenmodellen. „Für jeden Patienten wird individuell das passende Modell nach Berechnungen am Computer ausgewählt“ sagt Dr. Mohammad Sherif, der als leitender Oberarzt das Team um Ince verstärkt.

Hüseyin Ince ist mit seinem Einsatz in Rostock nun an zwei Standorten tätig. Neben den Patienten in MV versorgt er seit 2013 als Chefarzt Herzkranke am Vivantes-Klinikum in Berlin. Durch die personelle Vernetzung verspricht er sich neue Perspektiven. „Es könnte ein Kompetenzzentrum entstehen, wie es in der Kardiologie in puncto Größe, Leistungsdichte und gebündelter klinischer und wissenschaftlicher Expertise bisher kaum in Deutschland existiert.“

Vernetzung sei ein wichtiger Trend: Das Rostocker Haus war mit seinem telemedizinischen Angebot Vorreiter im Bundesland. In Inces Team überwacht Prof. Dr. Dietmar Bänsch seit acht Jahren kardiologische Patienten auch in weiter Ferne. Die Daten von 250 Patienten mit implantierten Geräten wie Schrittmachern, Defibrillatoren oder kleinen EKGs werden per Satellit direkt auf die Rechner und Mobiltelefone der Rostocker Spezialisten gesendet. „Das Angebot wollen wir weiter ausbauen und uns mit den niedergelassenen Kollegen und kardiologischen Abteilungen im Land noch enger verzahnen“, hat sich Ince vorgenommen.