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Neuer Spezialist operiert "inoperablen" Tumor

04. August 2014

Andere hätten nicht operiert: Bei einer Patientin der Universitätsmedizin Rostock war kürzlich eine bösartige Geschwulst so zwischen den Venen der Leber versteckt, dass sie kaum zu entfernen war. „Solch ein Tumor gilt gemeinhin als inoperabel“, sagt Prof. Dr. Tung Yu Tsui. Seit Anfang Juli leitet er die Sektion Onkologische Chirurgie und Transplantation an der Universitätsmedizin. „Viele hätten die Frau wieder nach Hause geschickt.“ Nicht so der Tumorchirurg, der zuletzt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig war. Mit einem innovativen Eingriff, unter totaler vaskulärer Exklusion, also dem kompletten Ausschluss der Leber, konnte er den Tumor sauber entfernen. 

Die Operation wurde zum ersten Mal an der Rostocker Universitätsmedizin durchgeführt. Unterstützung erhielt Tsui dabei aus der Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie. Das Team um Direktor Prof. Dr. Gustav Steinhoff sorgte dafür, dass während des vierstündigen Eingriffs alle Gefäße, die zur Leber führen, blockiert und über einen Bypass versorgt wurden. „Die Zusammenarbeit hat sehr gut geklappt“, sagt Tsui zufrieden.

Der Mediziner wurde 1969 in China geboren und studierte Medizin in Hongkong und Hannover. Vor zehn Jahren wechselte er endgültig von Hongkong als Leber- und Transplantationschirurg nach Deutschland. Von 2008 an war er als Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf beschäftigt. Für seine Forschungsarbeit ist Tsui 2009 von der Deutschen Transplantationsgesellschaft mit dem Rudolf-Pichlmayr-Preis ausgezeichnet worden, einem der bedeutendsten Preise auf dem Gebiet.

„Ich freue mich, jetzt in Rostock angekommen zu sein“, sagt der 44-Jährige. „Eine schöne und entspannte Stadt.“ Für Erholung wird Tsui in den nächsten Monaten wohl wenig Zeit finden: „Ich möchte in Rostock eine hervorragende onkologische Chirurgie etablieren“, erzählt er. „Mit komplexen Operationen und innovativen, minimalinvasiven Verfahren.“ In der totalen vaskulären Exklusion der Leber, die für die Rostocker Kollegen eine Premiere war, ist Tsui bereits Spezialist, er hat sie in Hamburg mehrfach gemeistert. Und es geht noch mehr: „In Rostock werden wir künftig minimalinvasive, komplexe und innovative Leberchirurgie sowie verschiedene Arten der Lebertransplantation anbieten, von Lebendspenden bis zur Split-Leber-Transplantation bei Kindern. Es wird hier viele neue Verfahren geben.“

Zum Glück auch für die Rostocker Patientin: „Wäre der Tumor in der Leber nicht entfernt worden, hätte das langfristig zu Thrombosen oder gar zum Tod führen können“, sagt Tsui. Stattdessen konnte die Frau nach sieben Tagen auf Station die Unimedizin vergangene Woche verlassen - tumorfrei.