Aktuelles

Pandemieprofis sind auf Affenpocken vorbereitet

23. May 2022

Infektiologen der Universitätsmedizin Rostock schließen großen Ausbruch aus

In zwölf Ländern sind bisher Fälle von Affenpocken nachgewiesen worden, bestätigt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), u. a. in Großbritannien, Spanien, Portugal, Italien, USA, Kanada und in Deutschland. Da Pocken seit 1979 als ausgerottet gelten, werden Menschen seitdem nicht mehr gegen die Infektionskrankheit geimpft. Die Immunität gegen Pocken in der Bevölkerung nimmt seit knapp 40 Jahren ab. Aus diesem Grund können Affenpocken oder andere Pockenvarianten wieder auftreten. Experten der Universitätsmedizin Rostock bestätigen, dass solche Infektionen auch in Mecklenburg-Vorpommern auftreten können. Die Infektiologen Prof. Dr. Emil Reisinger, Dekan und Stellvertretender Vorstandsvorsitzender, und Prof. Dr. Micha Löbermann, Leiter der Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten, haben bereits Erfahrungen mit ähnlichen Pockenerkrankungen. „2010 hatten wir in MV einen Kuhpockenfall beim Pfleger eines Zirkuselefanten diagnostiziert und behandelt“, erinnert sich Reisinger, der damals auch Mitglied des US-Safety-Boards und somit an der Entwicklung eines Pockenimpfstoffes beteiligt war.

Das Pockenvirus zeigt sich durch grippeähnliche Symptome wie Fieber und Abgeschlagenheit, zusätzlich bilden sich Bläschen und Krusten auf der Haut. Die Viruserkrankung kann von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Erreger wurden bei verschiedenen Nagetieren in Westafrika und gelegentlich bei Haustieren gefunden. Übertragen wird der Erreger durch engen Kontakt mit dem Tier oder Verzehr des infizierten Fleisches. Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt durch engen Kontakt mit den betroffenen Hautstellen und durch Tröpfcheninfektion. „Besteht der Verdacht auf eine Pockeninfektion, kann das Virus in Speziallaboren nachgewiesen und anschließend durch Medikamente behandelt werden“, erklärt Löbermann. Darüber hinaus werden die Symptome behandelt und weitere Infektionen verhindert. Das Team der Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten verfügt über jahrelange Erfahrung im Umgang mit ansteckenden und übertragbaren Krankheiten und ist auf importierte Krankheiten wie Affenpocken vorbereitet. Die betroffenen Patienten können jederzeit behandelt werden. „Wir haben spezielle Medikamente und Impfungen zur Behandlung der Pocken bestellt“, erklärt Reisinger.

Einen größeren Ausbruch von Affenpocken halten die Rostocker Experten dennoch für unwahrscheinlich. „Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist zwar möglich, aber selten“, ordnet Pandemieexperte Prof. Emil Reisinger das aktuelle Geschehen um die Affenpocken ein. Der Infektiologe schätzt die Gefahr für die Bevölkerung als gering ein, da das Virus in den meisten Fällen milde Symptome verursache. Das Team der Infektiologie-Station ist auf Pocken-Patienten vorbereitet, „Wir haben auch schon Patienten mit EHEC, Typhus, Denguefieber, Malaria und viele Corona-Patienten behandelt“, erklärt Andreas Hinrichs, Leiter des Pflegeteams.