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Pieper, U-Boot, kalter Kaffee - Schnupper-Rundgang durch die Radiologie

09. April 2014

Über den „Uni-Schnuppertag“ besuchten Zehntklässler aus Schwerin die Radiologie - alles potenzielle Anwärter für ein Medizinstudium in Rostock. Die Schnupper-Angebote sind eine sinnvolle Zeitinvestition in Zeiten des Fachkräftemangels.

Wo sonst 220 Studenten ihren Gehirnschmalz beanspruchen, im Hörsaal Chirurgie der Universitätsmedizin Rostock, haben sich jetzt elf Zehntklässler auf die ersten beiden Reihen verteilt. Alle an Medizin interessiert, aber noch unschlüssig, ob das später das Richtige für sie wäre. Lehrerin Kerstin Biedermann und ihre Schüler aus dem Schweriner Gymnasium Fridericianum lauschen den Ausführungen von Prof. Dr. Karlheinz Hauenstein. Den Termin hat der Leiter des Radiologischen Zentrums liebevoll vorbereitet, einberufen hat ihn das Team der Allgemeinen Studienberatung der Uni. Das Ziel: per „Uni-Schnuppertag“ die Studenten der Zukunft in die Hansestadt locken.

„Ein, zwei Veranstaltungen pro Woche betreuen wir“, sagt Michael Sämann, studentischer Mitarbeiter und „Campusspezialist“. „Es sind immer zwischen 20 und 70 Schüler.“ Sie dürfen bei einer Vorlesung dabei sein, die Mensa besuchen – oder sich eben in die Berufsgeheimnisse der Mediziner einweihen lassen. Eines davon: „Vor allem in der Anatomie müssen Sie viel auswendig lernen. Und Arzt ist ein stressiger Beruf, mal mehr, mal weniger“, offenbart Prof. Hauenstein seinen Zuhörern. Pausen sind selten, regulär schon gar nicht - schön sei es trotzdem. Schon meldet sich der Pieper des Radiologen. „Wir sind immer auf Achse, müssen ständig erreichbar sein“, erklärt Prof. Hauenstein und eilt mit den Schülern, die sich mittlerweile kichernd die weiße Kluft des Pflegepersonals übergezogen haben, Richtung Sonographie-Raum. „Wer in Rostock sein Studium anfängt, bleibt“, berichtet der Professor unterwegs. Früher habe es häufig Fluktuation Richtung Süden gegeben, nun gehe es eher Richtung Norden. Oft habe man am Anfang des Semesters 220 Studenten in den Rostocker Vorlesungen sitzen. „Und zum Ende hin sind es 240 oder 260“, sagt er. Kein Wunder bei so vielen Vorzügen. Er preist das Kneipenviertel KTV an, die schöne Innenstadt mit Uniplatz, Warnemünde. Schüler Frieder Seor ist jetzt schon angetan. „Alles so modern und sauber“, staunt der 16-Jährige. Fürs Studium möchte er aber raus aus MV. „Ich interessiere mich sehr für Medizin. Der Umgang mit Menschen ist toll, und man kann etwas erreichen.“ Das viele Auswendiglernen kann ihm keine Angst einflößen. „Das hat ja alles einen Zweck. Wenn man interessiert ist, geht das schon.“ 

Eine Schwangerschaft, der Fluss in den Lebervenen, funktioniert die Blase? All das und mehr zeige die Sonographie, erzählt nun Prof. Hauenstein. Ein Arzt schallt für die Schüler die Bauchgegend eines Modells. „Im Ersten Weltkrieg wurden U-Boote geortet; die Japaner fischen das Chinesische Meer leer – womit? Richtig, mit Ultraschall.“  Ärzte, die grübelnd vor einem ausgedruckten Bild stünden – kalter Kaffee, sagt der Mediziner. „Heute ist alles digitalisiert. Sie können sich Ihre Bilder daheim am PC anschauen.“ Piep. Es geht zur nächsten Station.

Besonders der Schockraum für Traumapatienten wie Unfallopfer beeindruckt die jungen Besucher. „Hier zählt Geschwindigkeit“, sagt Prof. Hauenstein. Auch beim Rundgang: Piep – schon steht die Gruppe vor dem modernsten Gerät, das mit Magnetfeldern arbeitet – dem Magnetresonanztomographen (MRT). Darin liegt gerade ein vierjähriges Kind in Narkose. Die Schüler dürfen kurz durch die Scheibe das runde Hightech-Gerät dabei beobachten, wie es knackend und fiepend Bilder aufnimmt, die zur Auswertung gleich auf den Rechnern der Mitarbeiter landen. Das Gehirn des kleinen Patienten erscheint in schwarz-weiß-graue Scheiben zerlegt.

Mit dem Gerät könne man auch darstellen, welche Reaktionen die für Emotionen zuständigen Hirnareale von Schwerverbrecher zeigten, wenn sie Fotos von Gewaltakten betrachteten – „nämlich im Gegensatz zu Ihnen gar keine“, sagt Prof. Hauenstein.

Der Rundgang ist vorbei, die Schüler müssen zurück nach Schwerin. Einige haben die Eindrücke längst überzeugt. Die 15-Jährige Christin Jeschke möchte mal in die Zahnmedizin. „Meine Tante ist Zahnärztin“, sagt sie. „Demnächst absolviere ich bei ihr ein dreiwöchiges Praktikum.“ Ein Job im Büro? Nichts für sie. „Ich möchte mit Menschen arbeiten, der Arztjob ist vielfältig.“  Nach der Schule will die Schwerinerin im Land bleiben. Das Studium in Rostock – für sie eine echte Option. „Eine schöne Klinik“, sagt sie und entschwindet mit ihren Freunden durchs Klinikportal der Chirurgie.