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Premiere: Rostocker Selbsthilfetag zum Thema Krebs

14. March 2016

Udo Walter (l.), der Blasenkrebs überlebt hat, und Strahlentherapeut Prof. Dr. Guido Hildebrandt hoffen auf einen intensiven Austausch.

Infostände vieler Gruppen und Beiträge von Spezialisten auf dem Schilling-Campus

Zum ersten Rostocker Krebs-Selbsthilfetag lädt das Onkologische Zentrum der Universitätsmedizin Rostock zusammen mit der Selbsthilfekontaktstelle Rostock und den Selbsthilfegruppen mit onkologischem Schwerpunkt am Sonnabend, 9. April. Seit langem ist der Kontakt zwischen Medizinern und Betroffenen-Organisationen in Rostock und dem ganzen Land ein fester Teil der Arbeit des Zentrums, das alle an der Tumortherapie beteiligten Disziplinen der Unimedizin vereint. „Mit der Entlassung eines Patienten aus unseren Händen ist für ihn die Krebserkrankung nicht abgeschlossen“, sagt Prof. Dr. Guido Hildebrandt, Sprecher des Zentrums und Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie. „Viele Fragen kommen erst später auf, zu Hause, wenn man zur Ruhe kommt.“ Dann seien Menschen, die dieselbe Krankheit durchgemacht und sich schon mal dieselben Fragen gestellt hätten, oft die geeignetsten Ansprechpartner.

Udo Walter kann das bestätigen. Er leitet eine der jüngsten Krebs-Selbsthilfegruppen im Land. Gegründet hat er sie selbst. 2012 ereilte ihn die Diagnose Blasenkrebs im  fortgeschrittenen Stadium.  Die Überlebenswahrscheinlichkeit: 20 Prozent. Nach kurzem Wanken beschloss Walter, dass er zu diesen „guten“ 20 Prozent gehören würde. „Mir blieb ja nichts übrig als zu hoffen“, sagt er heute lächelnd. „Hätte ich mich fürs Kopfeinziehen entschieden, wäre ich sicher innerhalb eines halben Jahres gestorben“, glaubt er. Blasenkrebs ist wie Prostatakrebs ein Tumor im hohen Alter. Das Durchschnittsalter bei Neuerkrankung liegt bei 76 Jahren. Walter ist heute, nach bald vier krebsfreien Jahren, 58 und auch Landesbeauftragter des Selbsthilfe-Bundes Blasenkrebs.  In der Urologie der Unimedizin ist er erfolgreich operiert worden. Ein anspruchsvoller Eingriff. Denn erst am OP-Tisch zeigte sich, dass der Tumor bereits in die Prostata eingewachsen war. Walter hatte Glück; er überlebte, ist wohlauf und gut gelaunt, reist für die Selbsthilfegruppe mit mittlerweile 21 Mitgliedern zu Terminen im ganzen Bundesland, wirbt, organisiert, klärt auf. Einige der Mitglieder, die sich regelmäßig treffen, haben ihre Diagnose erst kürzlich erhalten und mussten ihre Blase noch nicht per OP entfernen lassen. Andere leben mit einem Organersatz. Nicht nur emotional ist eine Selbsthilfegruppe daher eine große Stütze. „Wer vor dem Problem steht, wie er die Alltagshilfen nach der Entlassung korrekt handhabt oder welche Home Care-Firma empfehlenswert ist, bekommt ebenfalls Ratschläge von anderen Betroffenen. Wir lachen aber auch gemeinsam.“

Auf dem Selbsthilfetag wolle man jene Betroffenen oder Angehörigen erreichen, die Fragen haben, aber keinen, dem sie sie stellen können. Jene, die sich allein fühlen mit ihrer Diagnose und Lust haben, sich auszutauschen. „Wir wollen zeigen: Hallo, wir sind da und wir wissen, wie es dir geht!“, fasst Udo Walter zusammen. Begleitend zu den Infoständen berichten Spezialisten der Unimedizin vom Stand der Krebsdiagnose, -therapie und -nachsorge in ihrem Fachbereich.

Eine unterschätzte Botschaft schwebt über dem Selbsthilfetag: Die frühe Erkennung eines Tumors kann Leben retten. „Viele Menschen schieben ihre Erkrankung auf die lange Bank“, sagt Strahlentherapeut Prof. Hildebrandt. „Sie lassen Vorsorgeuntersuchungen aus oder ignorieren erste Anzeichen.“ Auch Udo Walter stand vor der Frage, ob er das plötzlich hin und wieder auftretende Blut im Urin als simple Blasenentzündung abtun und abwarten sollte – oder lieber seinen Arzt aufsuchen. Er entschied sich richtig: „Die Sache gefiel mir nicht. Also sagte ich mir: Dann dackel mal los.“

Rostocker Selbsthilfetag: Sonnabend, 9. April 2016, 10 bis 16 Uhr, Hörsaal der Chirurgie und Seminarräume, Schillingallee 35, 18057 Rostock
Info und Programm:www.onkozentrum.med.uni-rostock.de/veranstaltungen