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Prof. Dr. Dr. Hans Moral – Ein Pionier der Zahnmedizin und ein Vorbild für wissenschaftliche Integrität

16. January 2025
Sieben Menschen stehen in Reihe in einem großen Saal mit Säulen. Weiter hinten sitzt Publikum

Prof. Dr. Bernd Krause, Prof. Dr. Nicole Wrage-Mönnig, Prorektorin für Forschung und Talententwicklung der Universität Rostock, Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Bettina Martin, Prof. Dr. em. Heinrich von Schwanewede, ehemaliger geschäftsführender Direktor Zahnklinik, Dr. Christiane Stehle, Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Rostock und Prof. Dr. Franka Stahl gedachten dem Leben und Wirken von Prof. Dr. Dr. Hans Moral.

Die Universitätsmedizin Rostock ehrt den jüdischen Wissenschaftler anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde vor 100 Jahren

Mit einer feierlichen Gedenkveranstaltung ehrte die Universitätsmedizin Rostock am 15. Januar 2025 das Leben und Wirken von Prof. Dr. Dr. Hans Moral, einem der bedeutendsten Pioniere der Zahnmedizin. Anlass war die Verleihung seiner Ehrendoktorwürde vor 100 Jahren an der Universität Rostock.

In ihrem Grußwort hob Wissenschaftsministerin Bettina Martin die Bedeutung Hans Morals hervor: „Hans Moral war nicht nur ein herausragender Wissenschaftler, sondern auch ein Vorbild an Mut und Integrität in einer Zeit, in der Grundwerte wie Menschlichkeit und Respekt immer stärker unter Druck gerieten. Mit dem Gedenken an Hans Moral verbinden wir deshalb auch die mahnende Erinnerung daran, was Antisemitismus, Hass und Hetze in einer Gesellschaft anrichten. Nur weil er Jude war, wurde Hans Morals berufliche Existenz vernichtet und sein Lebenswerk mit Füßen getreten, was ihn schließlich in den Tod trieb. Sein Lebenswerk erinnert uns daran, wie wichtig es ist, für Wissenschaft, Freiheit und Toleranz einzutreten.“

„Hans Moral baute die Zahnmedizinische Klinik in Rostock zu einer führenden Einrichtung auf. Der Antisemitismus des NS-Regimes mit seiner Unmenschlichkeit zwangen ihn jedoch in die Isolation und führten schließlich zu seinem tragischen Tod. Es ist unsere Aufgabe, sein Vermächtnis lebendig zu halten. Seine Leistungen und sein Mut haben ein bleibendes Vermächtnis für Wissenschaft und Gesellschaft hinterlassen – mit einer großen Aktualität“, sagte Prof. Dr. Bernd Krause, Dekan und Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin Rostock.

Prof. Dr. Franka Stahl, Direktorin der Poliklinik für Kieferorthopädie aus der Rostocker Zahnklinik, welche den Namen „Hans Moral“ trägt, betonte die Relevanz von Morals wissenschaftlichen Leistungen: „Hans Moral war ein Wegbereiter der Zahnmedizin. Seine Pionierarbeit in der Lokalanästhesie und die Einrichtung der ersten stationären zahnmedizinischen Einrichtung in Deutschland sind Meilensteine, die bis heute nachwirken. Unsere Klinik trägt seinen Namen mit Stolz und verpflichtet sich, sein Andenken zu bewahren.“

Hans Moral (1885 bis 1933) gehört zu den Wegbereitern der modernen Zahnmedizin. Nach Studien der Zahnheilkunde in München und Berlin sowie der Medizin in Berlin und Greifswald kam er 1913 an die Universität Rostock, wo er schnell zu einem unentbehrlichen Mitglied der Medizinischen Fakultät wurde. Moral baute die Zahnmedizinische Klinik zu einer national und international anerkannten Lehr- und Forschungseinrichtung aus, wobei er insbesondere durch die Einführung der zahnärztlichen Lokalanästhesie und die Gründung der ersten stationären zahnmedizinischen Einrichtung in Deutschland wissenschaftliche Maßstäbe setzte.

Sein außergewöhnliches Engagement, seine wissenschaftlichen Publikationen und sein unermüdlicher Einsatz brachten ihm große Anerkennung und zahlreiche Ehrenmitgliedschaften in internationalen Fachgesellschaften ein. Als besondere Anerkennung dieser Leistungen wurde ihm 1925 die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock verliehen.

Doch die aufkommende nationalsozialistische Herrschaft und antisemitische Repressionen brachten sein Leben und Schaffen jäh zum Erliegen. Ausgegrenzt und verfolgt, nahm sich Hans Moral 1933 das Leben. Sein Lebenswerk bleibt ein Symbol für Fortschritt und Menschlichkeit und wird bis heute in der Zahnmedizin und an der Universität Rostock hoch geschätzt.