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Professor Reisinger: In Rostock grassiert aggressive Magen-Darm-Grippe und die erste Grippewelle rollt

28. January 2013

In Rostock grassiert eine aggressive Magen-Darm-Grippe. „In den letzten zehn Jahren sind im Winter Noro-Viren für rund die Hälfte der schweren Magen-Darm-Infekte verantwortlich“, sagt Professor Emil C. Reisinger, Direktor des Instituts für Tropenmedizin und Infektiologie an der Universitätsmedizin Rostock.

„Die Noro-Viren ändern ihr genetisches Material ähnlich wie die Grippe-Viren“, berichtet der Experte. „Deshalb entstehen immer wieder neue Varianten, die leicht übertragen werden.“ In diesem Jahr ist eine neue Noro-Virus-Variante, der Sydney 2012-Virus erstmals in Deutschland durch das Robert-Koch-Institut nachgewiesen worden. 

Betroffen von Noro-Viren sind vor allem Kinder bis fünf Jahre und ältere Menschen. Zu Epidemien kann es auf Schiffen, in Kinder- und Altenheimen kommen. Die Krankheit beginnt mit Erbrechen und wässrigen Durchfällen, Krämpfen und Übelkeit. „Die Erkrankten werden in der Regel stationär aufgenommen und isoliert“, sagt Prof. Reisinger. Die Patienten bekommen Flüssigkeitsgaben zum Stabilisieren des Kreislaufes. „Wer zu viel Wasser verliert, dem droht ein Kreislaufzusammenbruch und Nierenversagen“, weiß der Mediziner. Professor Reisinger geht davon aus, dass die Magen-Darm-Infektionen mit dem Auslaufen des Winters abebben. In der Regel klingt die Krankheit nach 12 bis 60 Stunden ab. 

Derzeit registriert Prof. Reisinger die ersten Grippefälle. „Die Welle beginnt etwas früher als 2012“, so der Mediziner. Das Schweinegrippevirus H1N1, das bereits seit fünf Jahren weltweit vorherrscht, zirkuliert wieder in Deutschland. Deshalb wurde auch für die Grippesaison 2011/2012 die Zusammensetzung des Impfstoffs von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegenüber dem Vorjahr nicht verändert: Er enthält einen A(H1N1)-Stamm des ehemals pandemischen Schweinegrippevirus, einen A(H3N2)- und einen Influenza B-Stamm. „Viele Menschen haben die Erkrankung bereits durchgemacht und ein Großteil hat sich impfen lassen“, sagt Reisinger. „Deshalb gibt es in der Bevölkerung bereits einen beträchtlichen Schutz gegen das Schweinegrippevirus. Der wird nach Meinung des Experten aber nur bei regelmäßiger Grippeschutzimpfung wirksam. Prof. Reisinger schränkt allerdings ein: „Wenn sich ein anderer Virusstamm durchsetzt oder durch Punktmutationen oder durch weitere genetische Veränderungen ein neues Virus auftritt, dann kann sich die Situation auch schnell ändern“. 

Jedes Jahr lässt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die weltweit die Grippeaktivität von Labors messen lässt, den aktuellen Wirkstoff an ausgewählten Zentren im Sommer testen. Dazu gehört seit fünf Jahren auch die Universitätsmedizin in Rostock, die den Status eines Zentrums für Impfstoffstudien hat. Bevor die Zulassung für den Basisimpfstoff erfolgt, müssen dem jährlich klinische Studien vorausgehen. 

Mitte Januar kamen die ersten Rostocker in diesem Jahr vom Urlaub u. a. aus Mexiko, Thailand und Afrika zurück. Und einige brachten als „Souvenir“ Malaria-Verdacht und Dengue-Fieber mit nach Hause. Ihr Weg führte sie unweigerlich auf die Infektionsstation der Universitätsmedizin Rostock. „Ärzte und Patienten sind vorsichtiger geworden und so werden Tropenkrankheiten schnell erkannt“, stellt Prof. Reisinger fest. Eine Aufmerksamkeit, die aber auch bitter notwendig sei: 40 Prozent aller Todesfälle weltweit gehen auf Infektions- und Tropenkrankheiten zurück. Allein im Stadtpark von Sao Paulo entdeckten Wissenschaftler in den letzten Jahren 10 neue Viren. Und durch die Globalisierung bleiben auch unsere Breiten von neuen Viren nicht unberührt. „In den letzten Jahren kam es regelmäßig zu Pandemien mit neuen Viren“, so Reisinger. Deshalb rät er Menschen im Großraum Rostock unbedingt: Vor einer Reise in die Tropen die Impfsprechstunde der Tropenmedizin Rostock aufsuchen und sich vorab unter 0381 4947583 einen Termin geben lassen. Und auch für eine Grippeimpfung ist es noch nicht zu spät.