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Radiologie bringt eigene Geschichte in den Warteraum

30. January 2020
Radiologie

Medizinphysik-Experte Peter Sänger (v.l.), Medizinstudent Jürgen Mundelsee, Institutsdirektor Prof. Dr. Marc-André Weber und Medizintechniker Lars Kolbe haben die Ausstellung konzipiert.

Vitrine

Radiologische Geräte im Wartebereich

Brille

Röntgenschutzbrille

Seltene historische Geräte in der Chirurgie und Inneren Medizin ausgestellt

Rostock/Hansaviertel – Jahrzehntelang schlummerten etliche ausgediente Geräte aus unterschiedlichen Epochen der Radiologie, die bis in die Zeit des 1. Weltkrieges zurückreichen, in den Kellern der Universitätsmedizin Rostock. Damit sie nicht in Vergessenheit geraten, stellt das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Kinder- und Neuroradiologie die schönsten Exponate jetzt öffentlich aus. In der Patientenanmeldung und im Warteraum der Chirurgie sowie in der Anmeldung der Inneren Medizin können Patienten, aber auch Besucher einen Blick auf die Errungenschaften der radiologischen Technik aus dem vergangenen Jahrhundert werfen. „Es freut uns sehr, dass wir diese Raritäten vor dem Verfall retten konnten“, betont Institutsdirektor Prof. Dr. Marc-André Weber. „Mein Dank gilt hier den Medizintechnikern des Instituts Hans-Jörg Ziegler und Lars Kolbe.“

Zu dem vermutlich ältesten und zugleich anschaulichsten der 50 Exponate gehört eine selbsthärtende Siederöhre. „Dieses beinahe perfekt erhaltene Glasbläserkunstwerk diente zu Bestrahlungszwecken und ist ein besonderer Blickfang der Sammlung“, sagt Medizinstudent Jürgen Mundelsee. In seiner Dissertation arbeitet er die Historie der Rostocker Radiologie möglichst lückenlos auf. Dafür hat er Akten gewälzt und in der Uni-Bibliothek recherchiert. Knapp 20 Stunden hat er pro Exponat aufgewendet. Bei einigen Raritäten gestaltete sich die Recherche allerdings äußert kompliziert. „Viele Informationen habe ich nur von Hobbysammlern bekommen können“, erinnert er sich. Auch der Medizinphysik-Experte Peter Sänger scheute keine Mühen, um ergänzende Materialien aufzutreiben. Im Internet suchte er nach alten Bedienungsanleitungen und ersteigerte sie auf einer Online-Plattform. So manch eine Beschreibung konnte er sogar noch vom Hersteller ergattern.

Röntgenröhren aus den verschiedenen Epochen, Röntgenschutz und etliche Begleitgeräte, etwa für die zahnmedizinische Anwendung, sind in den Vitrinen zu finden. Ein weiteres Highlight sind zwei Röntgenkugeln von Siemens, die 1934 auf den Markt kamen. Die komplette Technik ist in diesen kugelförmigen Kesseln verbaut und konnte direkt angeschlossen werden. „Sie wurde wegen ihrer kompakten Bauweise direkt zum Patientenbett gebracht und kam dort zum Einsatz“, so Medizintechniker Lars Kolbe.

Längst nicht alle Exponate aus dem Fundus kann die Radiologie zeigen. Einige besonders anschauliche Exponate hat das Institut als Leihgabe der Universität Rostock für die Ausstellung „Menschen - Wissen - Lebenswege“ zum 600. Geburtstag der Hochschule übergeben. Um der breiten Öffentlichkeit die Herkunft und Funktion der Geräte näher zu bringen, hat Mundelsee in Zusammenarbeit mit seinen Institutskollegen und mit Förderung der Medizinischen Fakultät eine Begleitbroschüre erstellt. Sie wird in den Warteräumen ausgelegt.