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Radionukild-basierte Prostatakrebstherapie nach Zulassung erstmals in Deutschland eingesetzt

22. December 2022
Gruppenbild auf Krankenhausflur

Prof. Dr. Bernd Krause (v.l.), Patient Alexander Huck, Prof. Dr. Oliver Hakenberg, Pflegekraft Dana Senechal und Dr. Martin Heuschkel von der Klinik für Nuklearmedizin mit dem Therapiewagen, der das Medikament enthält.

PSMA-Therapie erhält Zulassung / Erster Patient erfolgreich an Unimedizin Rostock behandelt

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Ist der Krebs bereits fortgeschritten, bilden sich Metastasen in anderen Organen, Knochen oder im Lymphsystem. Chemotherapie, Operationen und Bestrahlungen können dann nur noch wenig ausrichten. Um den Patienten trotzdem mehr Lebenszeit zu geben und ihre Schmerzen zu lindern, behandelt die Unimedizin Rostock sie schon seit 2014 mit der sogenannten Lutetium-177-PSMA-Therapie. Die Klinik für Urologie und die Klinik für Nuklearmedizin hatten als eines von 84 Zentren (Europa und USA) an der Zulassungsstudie mitgewirkt. Prof. Bernd Krause, Direktor der Klinik für Nuklaermedizin, war einer der beiden weltweiten Leiter dieser Studie, die im Sommer 2021 höchstrangig im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde. Nun wurde in Rostock einer der ersten Patienten in Deutschland mit dem EU-weit am 13. Dezember 2022 zugelassenen Medikament Pluvicto® behandelt. „Die Therapie richtet sich an Patienten mit einer sehr fortgeschrittenen Erkrankung, für die es keine andere Behandlungsoptionen mehr gibt“, erklärt Prof. Dr. Oliver Hakenberg, Direktor der Klinik für Urologie.

Dabei sucht das radioaktive Medikament im Körper nach einem einzigartigen Merkmal der Prostatatumorzelle, dem prostataspezifischen Membran-Antigen, auch PSMA genannt. Das Molekül wird mit einem radioaktiven Nuklid (eine Sorte des kleinsten Stoffbausteins), Lutetium-177, gekoppelt. Entdeckt das nun radioaktive Molekül das Antigen, dockt es daran an. Durch Strahlung wird dann die Tumorzelle zerstört und das umliegende Gewebe geschont. Diese Therapie wird in einem Abstand von acht Wochen vier bis sechs Mal angewandt. Bei rund zwei Drittel der Patienten zeigte die Methode in den vorangegangen klinischen Studien ihre Wirkung. „Die Ausbreitung der Metastasen kann damit gestoppt werden, in einigen Fällen gehen sie sogar zurück“, erklärt Prof. Dr. Bernd Krause, Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin. Er erwartet gute Erfolge der Therapie bei den Patienten, die mitunter weite Wege nach Rostock auf sich nehmen.