Eine Organspende kann über Leben und Tod entscheiden. Die Bereitschaft in der Bevölkerung zur Organspende sinkt seit Jahren. Dabei warten momentan etwa 10.000 schwerkranke Menschen in Deutschland auf ein Spenderorgan. Jeden Tag kommen etwa 16 Patienten hinzu und jeden Tag versterben im Durchschnitt drei Menschen von der Warteliste an ihrer Grunderkrankung. Seit 1983 macht der Aktionstag zur Organspende am ersten Samstag im Juni, in diesem Jahr am 3. Juni, auf das Thema aufmerksam. Im Vordergrund steht der Dank an die Spender und die Bereitschaft, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen. Diesem Gedanken hat sich auch die Universitätsmedizin Rostock verschrieben. Dort hat sich eine Gruppe aus angehenden Medizinern zusammengefunden, um als Teil der bundesweiten Initiative „Aufklärung Organspende“ Menschen in der Region über das sensible Thema zu informieren.
Das Team aus 15 jungen angehenden Ärztinnen und Ärzten hat sich viel vorgenommen: Unter der Schirmherrschaft der Transplantationsbeauftragten der Unimedizin Rostock wollen sie Infoprojekte an Schulen anstoßen, öffentliche Vorträge und Workshops anbieten und auf Veranstaltungen mit einem Stand die Öffentlichkeit über verschiedene Aspekte Rund um die Organspende informieren. „Die Entscheidung für oder gegen eine Organspende kann weitreichende Folgen haben. Deswegen wollen wir die Bevölkerung anregen, sich kritisch damit auseinanderzusetzen“, sagt Studentin Linda Reichardt. Ab sofort treffen sich die Medizinstudenten in regelmäßigen Abständen, um ihre Ideen auszutauschen. Dabei blicken sie auch über den Tellerrand und greifen die Projekte der anderen Regionalgruppen auf, die sie für die Bevölkerung in Rostock und der Region weiterentwickeln.
Projektleiter, Anästhesist und Transplantationsbeauftragter Dr. Ronald Siems wünscht sich, dass Familien am Küchentisch über das Für und Wider von Organspenden sprechen. „Tritt der äußerst seltene Fall ein, befinden sie sich in einer emotionalen Ausnahmesituation. Dann ist es von großem Nutzen, wenn sie die Wünsche des Angehörigen kennen und nicht selbst eine Entscheidung für ihn treffen müssen. Mit einem Organspendeausweis ist diese Entscheidung bereits getroffen und die Trauerarbeit wird nicht mit der Frage einer möglichen Spendebereitschaft belastet“, sagt Siems. Er plant, die Initiative „Aufklärung Organspende“ weiter auszubauen und an der Medizinischen Fakultät zu einem Wahlpflichtfach zu entwickeln.
„Aufklärung Organspende“ ist eine Initiative der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V. (bvmd). Sie wurde 2014 in Berlin gegründet und ist mittlerweile an 26 Standorten vertreten. Kernziel der Aufklärungsarbeit ist eine sachgerechte, unabhängige und neutrale Informationsvermittlung über die Themen Organspende und Hirntod.
Mehr zur bundesweiten Initiative: https://www.aufklaerungorganspende.de/