Aktuelles

Rettungsassistenten drücken die Uni-Bank - und schweigen für tote Kollegen

05. March 2014

Am Anfang wird es ganz still im Hörsaal: 190 Rettungskräfte gedenken am Mittwoch im Institut für Mikrobiologie, Virologie und Hygiene der Universitätsmedizin Rostock mit einer Schweigeminute der drei Toten des Hubschrauber-Absturzes vor der Ostsee-Halbinsel Fischland-Darß-Zingst am vergangenen Freitag. Die Toten waren ebenfalls Rettungskräfte - "also Kollegen", wie Rettungsassistent Ulf Baumgarten (51) vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Rostock später sagt. Beim Unglück während einer Routineübung in der Nähe des Windparks Baltic 1 waren auch ein 47-jähriger Notarzt aus Mecklenburg-Vorpommern und ein 45-jähriger Rettungsassistent aus Sachsen uns Leben gekommen. Die Rettungskräfte - Rettungssanitäter, Rettungsassistenten, Leitstellenmitarbeiter und Ärzte - haben sich eigentlich zur einer Weiterbildung aus dem Angebot der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie getroffen und spontan gemeinsam innegehalten. Und warum drücken Sanitäter die Uni-Bank? "Sie müssen 30 Stunden Weiterbildung im Jahr nachweisen", erklärt Dr. Gernot Rücker, Leiter von RoSaNa (Rostocker Simulationsanlage und Notfallausbildungszentrum). Für acht dieser Stunden hat er ein spannendes Vorlesungsprogramm organisiert. Von verschiedenen Rednern aus Kliniken und Instituten der Universitätsmedizin erfahren die Zuhörer Fakten, die über ihren eigenen Wirkungsbereich hinausgehen. Etwa, warum Ärzte früher auch im Straßenanzug operierten oder was mit Notfallpatienten in HNO oder Neurochirurgie passiert. Doch nun ist erst mal Dr. Manuela Bastian an der Reihe, die Retter, die heute statt in Zivil statt in leuchtendem Orange gekommen sind, in die Welt des Labors einzuführen. Was passiert mit Blutröhrchen, wenn der Rettungssanitäter im Einsatz eine Probe genommen hat? Die Fachfrau vom Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin erzählt es anschaulich. "Der Job der Rettungskräfte endet an der Kliniktür", sagt Bastian. "Da bietet der Vorlesungstag eine tolle Gelegenheit, mal zu beleuchten, wie der Rettungsschwanz dahinter aussieht." Nun sähen die Kollegen mal die Gesichter hinter den Kulissen; die Arbeit sei nicht mehr so anonym. Anke Lungfiel (28), Rettungsassistentin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) Güstrow, hat viel Neues vom Vorlesungstag mitgenommen. "Vor allem aus der Anatomie. Das eine oder andere werde ich noch mal nachlesen."