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Ricardo aus Peru wird wieder gesund: Kleiner Eingriff statt großer OP für Behandlung einer angeborenen Fehlbildung der Aorta

22. September 2010

Weit gereister Patient am Universitätsklinikum Rostock: Dem 25-jährigen Ricardo de la Puente aus der peruanischen Hauptstadt Lima wurde vor wenigen Tagen durch den Kardiologen Professor Dr. Christoph A. Nienaber ein Stent eingesetzt, der seine verengte Hauptschlagader (Aorta) in der Nähe des Herzens erweitert.

Damit wurde von dem jungen Mann, der an einer angeborenen Aortenfehlbildung litt, die Gefahr eines Schlaganfalls abwendet. Das Verfahren wurde vor vier Jahren in Rostock entwickelt und seither vielfach erfolgreich praktiziert.

 

Die Diagnose vor acht Wochen war ein Schicksalsschlag für die Familie: Sohn Ricardo war Ruderer in der peruanischen Nationalmannschaft. Beschwerden hatte er selten, aber zuletzt heftig. „Ich bekam furchtbare Kopfschmerzen“, erzählt er. Eine Untersuchung vor einem geplanten Studienaufenthalt in Kanada brachte es dann zutage: Ricardo leidet unter einem angeborenen Herzfehler, einer Koarktation der herznahen Aorta. Dabei handelt es sich um eine Gefäßverengung, die hohen Blutdruck im Kopf und Armen, aber niedrigen Blutdruck im Rest des Körpers verursacht. „Dabei entsteht die akute Gefahr eines Schlaganfalls“, so Professor Nienaber. Laut Statistik erreichen 50 Prozent der Betroffenen nicht einmal das 40. Lebensjahr.

 

Die Familie machte sich auf die Suche nach Ärzten. Sie recherchierte zunächst in den USA. Doch dort wie fast überall auf der Welt wird die Erkrankung nahezu ausschließlich mit einer Operation am offenen Thorax behandelt. „Das ist ein großer, risikoreicher Eingriff“, so Professor Nienaber. Außerdem dauere der Heilungsprozess sehr lange. Eine junge Frau aus dem Bekanntenkreis der Familie, die an der gleichen Krankheit litt, habe ein Jahr gebraucht, um wieder vollständig auf die Beine zu kommen, erzählt Ricardo.

 

Fündig wurde die Familie schließlich in Rostock, wo der Defekt im Universitären Herzzentrum in einer minimal-invasiven Behandlung mit einem Stent geheilt wird. „Wir haben in den vergangenen vier Jahren mehr als 50 Patienten auf diese Weise behandelt – mehr als jedes andere Klinikum“, so Professor Nienaber. Rostock hat sich damit als wichtiger Standort für Behandlungen bei Erkrankungen der Aorta etabliert. Regelmäßig kommen Patienten auch aus dem Ausland nach Rostock. „So weit gereist wie Familie de la Puente ist allerdings noch niemand“, so Professor Nienaber.

 

„IRONIC“ (Interventional Repair Of Non-Infant Coarctation) nennt sich das am Universitätsklinikum Rostock entwickelte Verfahren, bei dem ein spezieller, temperaturempfindlicher Stent (Gefäßstütze aus einer Metalllegierung) die Aorta weitet. Zwei Tage nach dem Eingriff war Ricardo wieder auf den Beinen. „Die Erkrankung war eine große Belastung für unsere Familie“, erzählt Yvonne. Doch der Zusammenhalt sei groß, und es sei selbstverständlich gewesen, dass die ganze Familie nach Deutschland reist – Mutter Yvonne, Vater Luis und die Brüder Luis Felipe und Gonzalo. Sie bezogen für rund eineinhalb Wochen eine Wohnung in Rostock – und fühlen sich in der Hansestadt sehr gut aufgehoben.