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Rostocker Arzt forscht an Nr. 1 der US-Kliniken

25. January 2016

Im Rostocker Labor – aber schon in wenigen Tagen in Boston: Facharzt Dr. Florian Kühn.

Dr. Florian Kühn geht an Harvard-Klinik Darmerkrankungen auf den Grund

Ein Facharzt der Universitätsmedizin Rostock wird anderthalb Jahre lang an der Harvard Medical School forschen. Das Massachusetts General Hospital ist eines der vier Krankenhäuser der Harvard-Universität und rangiert in Rankings auf Platz eins der US-amerikanischen Kliniken. Dr. Florian Kühn von der Abteilung für Allgemein-, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie wird für seinen Aufenthalt mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt.

Er hat sich in einem anspruchsvollen Bewerbungsverfahren durchgesetzt und wird am 15. Februar in Boston die Arbeit aufnehmen – vorrangig im Labor. Damit steht dem 34-Jährigen eine Umstellung bevor. „In Rostock war meine Arbeit, auch die Forschung, viele Jahre klinisch geprägt“, sagt Kühn. Im Team mit 15 Kollegen aus den USA, Israel, Palästina und China wird er sich nun der experimentellen Grundlagenforschung zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen widmen. Mit dem Themenfeld hat sich der Arzt schon in Rostock beschäftigt. „In Boston wurde dazu auch schon viel Vorarbeit geleistet; nun wollen wir darauf aufbauen“, so Kühn. Das Ziel sei eine verbesserte Therapie für die Patienten.

Die Forscher interessieren sich für die Collitis ulcerosa, eine chronisch-entzündliche Krankheit, die sich im Dickdarm auswirkt. Sie betrifft vor allem junge Menschen. Sie leiden an starken wiederkehrenden Bauchschmerzen und Durchfall. Auch ihr Risiko, Dickdarmkrebs zu entwickeln, ist nach längerer Erkrankungsdauer deutlich erhöht „Durch die aktuelle OP der Wahl werden der komplette Dickdarm und Enddarm entfernt. Obwohl das eigentliche Krankheitssubstrat somit verschwindet, gibt es bei einem Teil der Patienten weiterhin Probleme: Sie bekommen nach dem Eingriff erneut Beschwerden.“ Denn die Entzündung greife auf den Dünndarm über, obwohl der bis dahin gar nicht betroffen war. „Dann wird bisher antibiotisch behandelt“, so Kühn. Aber die Spezialisten haben den Verdacht, dass die eingesetzten Antibiotika sogar das Ungleichgewicht der bakteriellen Besiedlung und damit die Entzündung verstärken könnten. Diese Hypothese wollen sie in den kommenden 18 Monaten bestätigen oder widerlegen.

Anfang Februar hebt der Flieger mit Florian Kühn Richtung Boston ab. Dann muss er eine erste Hürde abseits der Forschungstätigkeit nehmen: eine bezahlbare Bleibe finden. „Die Mieten liegen um ein Vielfaches höher als bei uns“, sagt lächelnd der Mediziner, der sich wohl auf ein WG-Zimmer verlegen wird. An Zerstreuung nach Feierabend außerhalb der vier Wände wird es ohnehin nicht mangeln. Boston ist die Stadt der Baseballer der Red Sox, der Boston Celtics als heimischer Basketball-Mannschaft – und liegt wie Rostock gourmetfreundlich an der Küste.

Pressekontakt: Kerstin Beckmann, Tel.: 0381 494 5090