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Rostocker Corona-Studie bei Müttern zeigt geringe Gefahren für Kinder

19. June 2020
Unterm Mikroskop: Nachweis von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 in Zellen mit grün fluoreszierenden Viren

401 Mütter in Rostock auf Corona und Antikörper getestet / Alle Ergebnisse negativ

Kinder in Mecklenburg-Vorpommern haben ein geringeres Risiko als Erwachsene, an Covid-19 zu erkranken. Das haben Wissenschaftler der Universitätsmedizin Rostock in einer Studie herausgefunden. Im April hatten sie 401 Rostocker Mütter auf den Erreger sowie auf Antikörper getestet. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.

Mit der Studie wollten die Forscher untersuchen, ob Kinder in Rostock bereits mit SARS-CoV2 infiziert waren, ohne dass es bemerkt wurde und ob sie eine Infektionsgefahr für die Eltern und Großeltern darstellen. „Bei Kindern verläuft die Erkrankung in der Regel ohne oder nur mit schwachen Symptomen“, sagt Prof. Dr. Emil Reisinger, Leiter der Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten. Da Infektionen von Kindern meist mit Infektionen der Eltern einhergehen, hatte er gemeinsam mit seinem Team 401 Rostocker Mütter von insgesamt 666 Kindern zwischen null und 17 Jahren untersucht. Die Kinder wurden in 58 der 90 Rostocker Kitas und in 21 der 29 Rostocker Grundschulen betreut. In keinem der Rachenabstriche konnte das Team Covid-19-Viren nachweisen. Auch beim Antikörpertest waren alle Mütter negativ. „Diese Ergebnisse zeigen, dass bisher keine der Teilnehmerinnen mit Covid-19 infiziert war“, sagt Dr. Petra Emmerich, Leiterin des Hochsicherheitslabors am Hamburger Tropeninstitut. Sie hatte von einem Rostocker Patienten das Virus isoliert und Tests im Rostocker Labor durchgeführt.

Zu ähnlichen Schlüssen seien bereits Studien aus China, England und USA gekommen. „Kollegen in Shanghai und Wuhan fanden heraus, dass Kinder unter 15 Jahren nur etwa ein Drittel so empfänglich für den Erreger sind wie Erwachsene“, so Reisinger. „Laut dieser Studien haben die Schul- und Kitaschließungen trotzdem die Ausbreitung der Infektion deutlich verlangsamt.“

In Mecklenburg-Vorpommern wurden im März und April insgesamt 699 Corona-Infektionen an die Gesundheitsämter gemeldet. Fünf der Erkrankten waren jünger als vier Jahre, acht der Infektionen gab es bei Kindern zwischen fünf und neun Jahren und zwölf bei Kindern zwischen zehn und 14 Jahren. „Das bedeutet, dass nur etwa 0,7 Prozent aller Covid-19-Infektionen im Land bei Kindern unter vier Jahren und nur rund 3,6 Prozent bei Kindern unter 14 Jahren nachgewiesen wurden“, so Reisinger. „Die erste Welle der Pandemie ist in MV also auch bei Kindern mit sehr geringen Fallzahlen einhergegangen.“

Um die Ausbreitung von Covid-19 zu verlangsamen, wurden im März in ganz Deutschland umfangreiche Maßnahmen ergriffen. Dazu zählten auch deutschlandweite Schulschließungen. „Die Ergebnisse der Studie sind sehr erfreulich. Sie bestätigen, worauf in den vergangenen Tagen und Wochen bereits einiges hinwies, nämlich, dass Kinder signifikant weniger stark infiziert werden. Diese Studie aus Rostock ist wissenschaftliche Bestätigung und Rückenwind für unseren Kurs, in Mecklenburg-Vorpommern die Schulen nach den Sommerferien wieder in den täglichen, verlässlichen Regelbetrieb zurückzuführen“, sagt Bildungs- und Wissenschaftsministerin Bettina Martin.

Die Studie der Unimedizin wird in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift veröffentlicht.