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Rostocker Mediziner erforschen „Krankheit mit 1000 Gesichtern“: Zentrum für Nervenheilkunde an EU-Projekt zu Multipler Sklerose beteiligt

14. January 2009

Die Ärzte nennen sie auch die „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“: Bei der Multiplen Sklerose (MS) wendet sich das Immunsystem des Körpers gegen das eigene Nervensystem.

Dabei kann es zu zahllosen, teils sehr unterschiedlichen Störungen kommen, die nicht vorausgesagt werden können. Die Ursache der Erkrankung ist nach wie vor ungeklärt. Mittlerweile gibt es aber leistungsstarke, lindernde Medikamente, deren Wirkungsmechanismus bei verschiedene Patienten von Rostocker Medizinern in einem europaweiten Forschungsprojekt gemeinsam mit Kollegen aus Frankreich, Holland, Spanien und Großbritannien untersucht wird.

 

Es gehe darum herauszufinden, welcher Patient auf welches Medikament besonders gut anspricht, erklärt Professor Dr. Uwe Zettl, aus der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Rostock. Denn die „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ wirkt sich bei jedem Patienten unterschiedlich aus. Genauso unterschiedlich „schlagen“ auch Medikamente an. Was bei dem einen hilfreich ist, wirkt bei einem anderen Patienten möglicherweise überhaupt nicht. Ziel sei es also, die Therapie so individuell wie möglich zu gestalten. Das heißt: Am Anfang der Behandlung wird ein genetischer Fingerabdruck vom Patienten erstellt, anhand dessen die Ärzte voraussagen können, welches Medikament besonders wirksam zur Behandlung eingesetzt werden kann.

 

„Wir haben bereits zahlreiche Patienten untersucht und individuelle Protein-Profile erstellt“, so Dr. Robert Goertsches von der Forschungsgruppe für klinische und experimentelle Neuroimmunologie. Die daraus abgeleitete Vorhersage des Therapieergebnisses sei in 90 Prozent der Fälle erfolgreich gewesen. Dafür bekam die neunköpfige Rostocker Forschergruppe der Universität Rostock bereits mehrere renommierte Preise – etwa den Preis der American Academy of Neurology in Boston. Zweimal (2007 und 2008) wurde die Arbeit von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie honoriert.

 

Für die aktuelle Forschungsarbeit sind die Wissenschafter in ein europaweites Netzwerk eingebunden, in dem die Rostocker ein Protein-Raster – ein so genanntes RNA-Profiling – für die optimale Wirkung von Medikamenten erstellen. Das Projekt UEPHA MS (United Europeans for the Development of Pharmacogenomics in Multiple Sclerosis) vereint zehn internationale Forscherteams.