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Rostocker Mediziner helfen bei Bekämpfung des HI-Virus in Kamerun: Verfahren und Schulungen haben sich bewährt

21. June 2013

Im Rahmen einer seit gut fünf Jahren bestehenden Kooperation zwischen der medizinischen Fakultät der Universität Rostock und dem Regionalkrankenhaus der kamerunischen Hafenstadt Limbe reisten unlängst vier Rostocker Ärzte und Wissenschaftler in den Westen Kameruns.

Diese Partnerschaft wird durch das „ESTHER”-Programm der Europäischen Union und die „Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit” (GIZ) des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit gefördert. Sie hat das Ziel, vor Ort einfach zu handhabende mikrobiologische und virologische diagnostische Verfahren zu etablieren, Hygienestandards zu verbessern und Personal zu schulen. Darüber hinaus findet in Limbe seit fünf Jahren ein jährlicher Workshop mit dem Schwerpunkt HIV und AIDS statt, der von den Ärzten aus Kamerun und Rostock organisiert wird. Nach Angaben der WHO sind in dem afrikanischen Land mit einer Bevölkerung von etwa 20 Millionen Einwohnern über 5% der Menschen mit HIV infiziert. 

 

Ziele der Reise waren die Überprüfung der bisher im Regionalkrankenhaus Limbe etablierten Methoden in der Bakteriologie und Parasitologie und die Einführung weiterer einfach handhabbarer Testverfahren. In den Vorjahren waren mehrere Laboranten in Deutschland geschult worden. Jetzt sollten Verfahren unter den Bedin¬gun¬gen vor Ort „sattelfest” gemacht werden. „Die Aufrechterhaltung von Reinräumen in dem tropisch-feuchten Land stellt eine besondere Herausforderung dar” sagt Dr. Christoph Hemmer aus der Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten. Sein Kollege Dr. Carlos Fritzsche konnte sich davon überzeugen, dass die bakteriologische Diagnostik und die Nachweisverfahren von Antibiotikaresistenzen gut funktionieren und bestätigt: „Unsere Schulungen haben sich bewährt!” 

 

Bereits vor der Reise hatten Dr. Fritzsche und Dr. Ottmar Herchenröder aus dem Institut für Experimentelle Gentherapie und Tumorforschung ein Verfahren zur näherungsweisen Bestimmung der HI-Viruslast in Rostock etabliert, um es jetzt in Limbe einzuführen. Bei diesem Verfahren wird virales Erbgut im Patientenblut vervielfältigt, so dass die Ärzte die Viruslast ihrer Patienten abschätzen und die Therapie optimieren können. Da die HIV-Epidemie in Kamerun und seinen Nachbarländern ihren Anfang genommen hat, zirkulieren dort besonders viele Subtypen des Virus. „Um alle Subtypen mit dem Test erfassen zu können, griffen wir auf eigene Forschungsarbeiten zurück, die wir vor zehn Jahren veröffentlicht hatten”, erläutert Herchenröder.

 

Der Nephrologe Prof. Steffen Mitzner vertrat den Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Emil Reisinger, beim diesjährigen Workshop. Die Rostocker Teilnehmer hielten Vorträge über die Unterarten der in Kamerun zirkulierenden HI-Virusstämme und über die Behandlungsmöglichkeiten der HIV-Patienten bei Koinfektionen mit Hepatitisviren und Tuberkulose. Nachhaltig beeindruckt war Prof. Mitzner „von der Herzlichkeit der Gastgeber und Konferenzteilnehmer, die man sonst kaum erlebt”. Dr. Kinge, ärztlicher Direktor des Regionalkrankenhaus Limbe, und Professor Reisinger streben eine Verlängerung der zunächst auf fünf Jahre ausgelegten Förderung der ESTHER-Partnerschaft an. „Uns ist wichtig, nachhaltige Verbesserungen am Regionalkrankenhaus Limbe zu erreichen”, so Kinge und Reisinger.