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Rostocker Neurochirurg spendet Computer für Kollegen in Bulgarien

03. July 2015

Dr. Svorad Trnovec (r.), Neurochirurg an der Unimedizin, mit Alexander Philipov, der die Großlieferung sicher nach Bulgarien bringt.

Alexander Philipov ist ganz vorsichtig beim Aufladen, es darf nichts kaputt gehen. Mehr als 2000 Kilometer wird er mit seinem Laster zurücklegen, von Rostock nach Bulgarien. An Bord: 20 Computer, Bildschirme, Tastaturen, Festplatten. Ausrangierte Technik, die Prof. Dr. Jürgen Piek, Leiter der Abteilung für Neurochirurgie der Rostocker Universitätsmedizin, an seine Kollegen in Varna spendet.

„Seit 20 Jahren pflege ich gute Kontakte nach Bulgarien“, sagt Piek. „Den Leiter der Neurochirurgie in Varna habe ich vor einigen Jahren auf einer gemeinsamen Fortbildung kennengelernt. Er freut sich sehr über unsere kleine Überraschung.“ Während die überholte Technik in Rostock durch neue ersetzt und im Müll gelandet wäre, können die Mediziner am Krankenhaus in Varna die alten Rechner gut gebrauchen. „Auch wenn sie technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand sind“, so Piek. 

Der Neurochirurg hat noch mal in die Geräte investiert: Aus rechtlichen Gründen mussten alle Festplatten aus den Computern entfernt werden. „Also habe ich für einige PCs neue Festplatten, Speichererweiterungen und Tastaturen besorgt. Sie funktionieren einwandfrei.“ Künftig werden bulgarische Ärzte und Studenten an den Geräten arbeiten.

„Die Ausbildung in Bulgarien und Rumänien ist auf einem sehr hohen Niveau“, berichtet Piek. „Die Dozenten sind sehr engagiert und bemühen sich, die Studenten schon sehr früh mit Praxis und Wissenschaft in Berührung zu bringen.“ Bei der medizinischen Versorgung gebe es hingegen ein starkes Gefälle zwischen Land und Stadt: „In größeren Orten gibt es gar keine Probleme. Aber auf dem Dorf herrschen sehr schlechte Bedingungen.“ Wegen der mageren Bezahlung – ein rumänischer Assistenzarzt verdient laut Piek etwa 300 Euro im Monat bei Lebenshaltungskosten von mehr als 500 Euro – siedeln viele Kollegen in EU-Länder über.

Auch die Ausstattung der Kliniken ist sehr kostspielig. In den vergangenen Jahren hat der Rostocker Arzt bereits ausrangierte Operations-Instrumente über externe Firmen organisiert und nach Rumänien geschickt. „Eine mikrochirurgische Schere kostet zum Beispiel 1400 Euro“, sagt er. „Das können sich in diesen Ländern nicht alle leisten. Ein gebrauchtes, aber natürlich trotzdem noch einsatzfähiges Gerät hilft ungemein.“ So seien auch die ausrangierten Rechner ein großer Gewinn.

Das ganze Team um Piek packt mit an: Während Sekretärin Diane Joswiak ein Wägelchen für den Transport aus dem dritten Stock der Klinik bis zum Parkplatz besorgt, versichert sich Neurochirurg Dr. Svorad Trnovec beim Fahrer auf Russisch, ob alles klappt. „Die Straßen nach Bulgarien sind sehr holperig“, übersetzt der Mediziner Philipovs Worte. „In Deutschland ist das Fahren kein Problem. Nach der Grenze werden die Autobahnen deutlich schlechter.“ 

Doch am Ende geht alles gut: Rechner, Tastaturen, Festplatten und Mäuse sind in der Klinik an ihre neuen Plätze gerückt.