Die Rhythmologie und klinische Elektrophysiologie der Rostocker Universitätsmedizin ist von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) als nationales Rhythmuszentrum zertifiziert worden. Die Zusatzqualifikation Spezielle Rhythmologie kann seit dem 1. Juni nur noch in zertifizierten Einrichtungen erworben werden – wie in Rostock.
Rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzrhythmusstörungen. „Aber nur etwa 40 000 der Kranken werden gezielt behandelt“, sagt Abteilungsleiter Prof. Dietmar Bänsch. Nicht alle Kardiologen sind auch Rhythmologen. Die Ausbildung ist anspruchsvoll und langwierig. „Wer die Zusatzqualifikation künftig erlangen möchte, muss ein Logbuch abarbeiten“, erklärt der Arzt. „Es umfasst rund 300 operative Eingriffe, wie das Entfernen von Gewebe – Ablationen – und das Einsetzen von Implantaten.“ Ein Prozess, der Jahre in Anspruch nehmen kann.
Die Voraussetzungen, um von der DGK zertifiziert zu werden, sind streng. „Das Profil und die Ausstattung müssen stimmen. Es braucht eine hohe Zahl an Eingriffen und bisher erfolgreich absolvierten Fortbildungen. All das bieten wir.“ Nicht nur als Ausbildungsstätte konnte sich die Abteilung behaupten. Bänsch selbst wurde zum Stättenleiter ernannt.
Dass die Fortbildung seit diesem Monat nur noch in zertifizierten Kliniken möglich ist, sieht er als riesigen Sprung in der Qualitätssicherung: „Eine gute Möglichkeit, um Wildwuchs zu verhindern.“ Dennoch sei Deutschland mit diesem Schritt Nachzügler in Europa: „In Ländern wie der Schweiz oder Holland ist ein solches Vorgehen seit Jahren Standard“, so Bänsch. „Da würde es keiner wagen, ohne Zertifizierung eine Ablationsbehandlung durchzuführen oder Ärzte in diesem Bereich fortzubilden.“
Die Kardiologie sei eher wie die Feuerwehr – die Rhythmologie als Spezialdisziplin sei etwas anders gelagert. So würden mit dem Behandlungsangebot die Symptome von Herzrhythmusstörungen therapiert. Dies führe zu einer Verbesserung der Lebensqualität – „und langfristig möglicherweise zu einer Verringerung des Schlaganfall-Risikos.“
In der Rhythmologie der Universitätsmedizin werden jährlich rund 4000 Patienten betreut. Insgesamt nehmen die Ärzte mehr als 1000 Ablationen und Implantationen vor.