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Seltener Eingriff rettet Jonah das Leben

07. June 2021
Prof. Dr. Marc-André Weber (v.l.), Dr. Thomas Heller, Jonah und Kathrin Kupski bei der Nachuntersuchung im Gefäßzentrum der Unimedizin Rostock.

Prof. Dr. Marc-André Weber (v.l.), Dr. Thomas Heller, Jonah und Kathrin Kupski bei der Nachuntersuchung im Gefäßzentrum der Unimedizin Rostock.

Interventionelle radiologische Eingriffe: Ausbildungszentrum für radiologische Eingriffe erhält Zertifizierung

Sie ist mit etwa zwei Zentimetern Durchmesser eine der dicksten Venen im menschlichen Körper: die untere Hohlvene, die sauerstoffarmes Blut aus den Beinen zum Herzen zurückführt. Bei dem 15-jährigen Jonah aus Kühlungsborn war diese Vene vollständig verschlossen, was zu einem großen Druck in den Beinvenen führte. Deshalb war er oft erschöpft und müde. Dazu kamen Schmerzen vor allem im Oberschenkel.

Im November 2020 kam der Schüler wegen einer akuten Verschlechterung mit Fieber, Beinschwellung und starken Schmerzen in die Unimedizin Rostock, wo die MRT-Bildgebung neben der verschlossenen Hohlvene akute Blutgerinnsel in den umliegenden Gefäßen zeigte. Als Ursache machten die Ärzte bei Jonah einen Antithrombinmangel aus, eine seltene, ererbte Gerinnungsstörung. Nach aufwändiger Diagnostik wurde er von einem interdisziplinären Team aus Radiologen und Kinderintensivmedizinern behandelt. In einem mehrstündigen Eingriff stellten Dr. Thomas Heller, Erster Oberarzt und Prof. Dr. Marc-André Weber, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Kinder- und Neuroradiologie, gemeinsam über Zugänge an Hals und Kniekehle die untere Hohlvene bis zum Herzen und weitere Gefäße im Becken mit verschiedenen Ballons und Metallprothesen, sogenannten Stents, wieder her. „Und das ganz ohne offene Operation, denn mit der minimal-invasiven interventionellen Radiologie können wir chirurgische Eingriffe ergänzen oder so wie bei Jonah sogar ersetzen“, so Weber. „Die Radiologie hat sich von einem rein diagnostischen Fachgebiet zu einem kombiniert diagnostisch und therapeutischen Fachgebiet entwickelt. So können wir Erkrankungen erkennen und gemeinsam mit den behandelnden Ärzten auch therapieren“, ergänzt er. „Ein gutes Beispiel ist das im Januar 2020 gegründete Interdisziplinäre Gefäßzentrum der Unimedizin Rostock“ führt Dr. Heller weiter aus. Das radiologische Institut an der Unimedizin gibt diese Kenntnisse auch an den Radiologie-Nachwuchs weiter und wurde dafür von drei Fachgesellschaften zum Ausbildungszentrum für Interventionelle Radiologie zertifiziert.

Jonahs Mutter Kathrin (51), die unter der gleichen Gerinnungsstörung leidet und wie ihr Sohn an der Unimedizin behandelt wird, freut sich, dass es ihm wieder richtig gut geht. Sie selbst hat ähnliche Eingriffe wie Jonah hinter sich. Die Beiden fühlen sich hervorragend aufgehoben. „So eine erstklassige und hochmoderne Versorgung direkt um die Ecke – das ist für uns ein Glücksfall“, sagt sie. „Toll, dass die Mediziner so gründlich sind. Und auch streng, denn Jonah sollte direkt nach dem Eingriff wieder aufstehen und sich bewegen.“ Auch die Kontrolluntersuchungen sind eng getaktet. „Bewegung ist Teil der Therapie“, erklärt Oberarzt Heller. „Und die engmaschige Betreuung ist wichtig, denn Jonahs Zustand vor dem Eingriff war sehr ernst.“ Im Sommer wird dem jungen Patienten ein weiterer Stent im Becken eingesetzt. Die anschließende Therapie übernehmen die Spezialisten der Kinder- und Jugendklinik. Schon jetzt kann Jonah aber ohne Einschränkungen leben.