Einer der ältesten und eindrucksvollsten Bäume des denkmalgeschützten Parks auf dem Campus Gehlsdorf der Universitätsmedizin Rostock ist am Freitag mit einem seltenen Zugversuch auf seine Standsicherheit untersucht worden. Die etwa 150 Jahre alte schlitzblättrige Buche zeigt Anzeichen eines Befalls durch den Riesenporling, einen Pilz, der zu einer Zersetzung des Wurzelholzes von unten führen kann. Mit dem etwa zweistündigen Zugversuch konnte nun geklärt werden, dass der etwa 20 Meter hohe Baum erhalten bleiben wird und lediglich in den Spitzen gekürzt werden muss.
„Die Sicherheit unserer Patientinnen und Patienten, der Beschäftigten sowie aller, die sich in unserem Park aufhalten, hat oberste Priorität. Daher haben wir in dem aufwändigen Verfahren eines Zugversuchs überprüfen lassen, welche Gefahr durch den Pilzbefall für die Standsicherheit der Buche ausgeht. Die Messungen haben aber belegt, dass der Befall noch nicht so weit fortgeschritten ist. Eine Fällung muss daher nicht vorgenommen werden“, erläutert Stefan Boguslawski, Fachbereichsleiter Servicetechnik an der Universitätsmedizin Rostock.
Für den Zugversuch wurde das Institut für Baumpflege aus Hamburg hinzugezogen. Der Zugversuch ist ein aufwändiges technisches Verfahren, das die Standsicherheit des Baumes qualitativ so präzise wie möglich ermittelt. Bei der Buche auf dem Campus Gehlsdorf wurde zunächst durch einen Hubsteiger das Spannseil angebracht. Durch mehrere zuvor installierte und hochsensible Messpunkte am Baumstamm konnte durch mehrere Messungen detailliert nachgewiesen werden, dass die Buche nach den geplanten Einkürzungen in der Krone noch standsicher ist.
Der Park auf dem Campus Gehlsdorf, in dem die schlitzblättrige Buche steht, wurde beim Bau des Zentrums für Nervenheilkunde angelegt. Das Zentrum, errichtet in den 1890er Jahren, folgt dem damals üblichen Pavillonstil und bot erstmals in Rostock ausreichende Kapazitäten für die Behandlung psychisch erkrankter Menschen. Der Park beherbergt einzigartige Baumarten wie die kaukasische Flügelnuss, den „traurigen Götterbaum“ und die schlitzblättrige Buche, die für Mecklenburg-Vorpommern eine Seltenheit darstellen. Diese Buche zählt zu den eindrucksvollsten Exemplaren.