Aktuelles

Sex im Alter hält jung: Experten der Universitätsmedizin referieren Tabu-Thema auf Fachtagung in Güstrow

24. January 2012

„Sex ist bis ins hohe Alter möglich und hält jung“: So lautet die Quintessenz einer Studie, die Medizin-Soziologin Dr. Britta Müller und Medizin-Psychologe Professor Dr. Peter Kropp über das Liebesleben älterer Menschen durchgeführt haben.

Die Wissenschaftler der Universitätsmedizin Rostock stellen am 25. Januar 2012 einige ihrer Forschungsergebnisse auf der Fachtagung der Vereinigung für Gesundheitsförderung Mecklenburg-Vorpommern in Güstrow vor.

 

„Use it or lose it – nutze es oder verliere es“: Unter dieses Motto hat Professor Kropp, Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Universitätsmedizin Rostock seine Untersuchungen zu sexuellen Aktivitäten älterer Menschen gestellt. „Man bekommt es bei diesem Thema mit verschiedenen Mythen zu tun“, so Professor Kropp weiter. Zunächst einmal ändere sich mit zunehmendem Alter der Befragten die Auffassung, was in Sachen Liebesleben im Alter möglich sei. „20-Jährige denken, mit 50 Jahren sei Schluss, 40-Jährige siedeln die Grenze bei 70 Jahren an, 50-Jährige bei 80“, referiert Professor Kropp gängige Vorurteile. Menschen in der betroffenen Altersgruppe haben ein erfülltes Liebesleben – oder eben nicht. Professor Kropp betont die positive Wirkung: „Nachweislich bleiben durch Aktivitäten im Alter – und dazu gehört auch ein ausgefülltes Liebesleben – die kognitiven Fähigkeiten länger erhalten“. 

 

Die Gründe für ausbleibende Liebesaktivitäten sind unterschiedlicher Natur. Zum einen können sich körperliche Gebrechen oder die Einnahme bestimmter Medikamente ungünstig auswirken. Verwitwete Menschen – betroffen sind besonders ältere Frauen – haben keinen Partner. „Wir haben aber auch massive Kommunikationsdefizite zwischen den Partnern festgestellt“, sagt Professor Kropp. „Die Eheleute reden nicht über ihre Bedürfnisse, das Thema Sex im Alter wird weitgehend noch immer tabuisiert. Selbst beim Arzt finden derartige Gespräche nur selten statt oder die Betroffenen drücken sich eher nebulös aus. Aber genau an dieser Stelle kann man einsetzen und an der Kommunikation arbeiten, den Druck wegnehmen“, so Professor Kropp.

 

„Wir konnten auch feststellen, dass Menschen, die zeitlebens kein großes Interesse an sexuellen Aktivitäten hatten, dies im Alter noch weiter reduzieren – oft mit dem Verweis, zu alt zu sein“, so Medizin-Soziologin Britta Müller. Menschen, die in jüngeren Jahren aktiver waren, bleiben es auch im Alter. Grundsätzlich bekomme mit zunehmendem Alter neben der Sexualität vor allem das Miteinander, die alltägliche Zärtlichkeit eine größere Bedeutung. Die Untersuchungen zur Sexualität im Alter erfolgen im Rahmen einer größer angelegten Studie, in der Gruppen von Teilnehmern bestimmter Altersgruppen untersucht werden – sportmedizinisch, internistisch, neurophysiologisch und soziologisch-biografisch. Die Multicenter-Studie ILSE (Interdisziplinäre Längsschnitt-Studie des Erwachsenenalters) läuft seit 1993.

 

25. Januar 2012, 9.00 bis 15.00 Uhr „Wer rastet, der rostet. Fachtagung ‚Gesund und älter aktiv werden’“, Bürgerhaus Güstrow, Info: www.lvg-mv.de