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Sport statt Schokolade gegen Depression

12. November 2015

Nächstes Conventer Gespräch dreht sich um Depression und Burnout

Am 23. November um 19.30 Uhr geht es im Conventer Atrium in Börgerende-Rethwisch um Depression und Burnout. Ein Gespräch vorab mit dem Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Rostock, Prof. Dr. Dr. Johannes Thome.

Viele Menschen sind im Herbst nicht so guter Stimmung. Reicht es, mehr Schokolade zu essen
Prof. Thome: Wenn jemand in der dunklen Jahreszeit nicht so gut drauf ist, muss immer abgeklärt werden, ob eine Jahreszeiten-abhängige affektive Störung vorliegt. Schokolade kann zwar kurzfristig die Stimmung aufhellen, eignet sich aber nicht zur Depressionsbehandlung. Manchen Patienten, besonders denen, die unter „Winterdepression“ leiden, kann eine Lichttherapie helfen.

Wann beginnt eine echte Depression?
Prof. Thome: Sie beginnt da, wo die diagnostischen Kriterien für eine Depression erfüllt sind. Nämlich gedrückte Stimmung und die Verminderung von Antrieb und Aktivität. Die Fähigkeit zur Freude, das Interesse und die Konzentration sind vermindert. Ausgeprägte Müdigkeit kann nach jeder kleinsten Anstrengung auftreten. Der Schlaf ist meist gestört, der Appetit geringer. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Die gedrückte Stimmung verändert sich wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann begleitet werden von frühem Erwachen, Morgentief, einer deutlichen psychomotorischen Hemmung, krankhafter Unruhe, Gewichts- und Libidoverlust. Es müssen mindestens zwei dieser Symptome nachweisbar sein, bei schwereren Krankheitsbildern sind meist deutlich mehr Symptome vorhanden. Ausschlaggebend ist der Leidensdruck des Patienten: Wenn die Krankheit das tägliche Leben so massiv beeinträchtigt, dass das vorher übliche Funktionsniveau nicht mehr erreicht wird, sollte professionelle Hilfe aufgesucht werden.

Von Depression und Burnout hört man nun häufiger. Häufen sich die Fälle oder wird nur mehr darüber gesprochen?
Prof. Thome: Gegenwärtig scheint mir der Begriff Burnout nicht mehr übermäßig als Modeerscheinung verwandt zu werden. Problematisch ist, dass er medizinisch nicht gut definiert ist. Oft kann sich dahinter tatsächlich eine Depression oder aber auch eine Stressreaktion verbergen. Der echte Burnout ist keine klassische psychiatrische Erkrankung, sondern ein Problem mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung. Daher ist die diagnostische Abklärung so wichtig. Der Begriff mag wohl auch deshalb häufiger verwendet werden, weil er gerade nicht zu den klassischen psychiatrischen Störungen gehört und somit womöglich ein geringeres Stigmatisierungsrisiko birgt. Generell sollte niemand wegen einer psychischen Störung stigmatisiert werden. Insofern ist es zu begrüßen, wenn vermehrt darüber gesprochen und so eine verbesserte Aufklärung erzielt wird. Generell können wir in unserem Haus keinen signifikanten Anstieg von Patienten mit diesen Diagnosen ausmachen.

Welche Therapieansätze versprechen am meisten Erfolg?
Prof. Thome: Bei echten Depressionen ist in der Regel eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamentengabe am erfolgversprechendsten. Diese Maßnahmen sollten durch zusätzliche Maßnahmen unterstützt werden wie die Aufklärung über die Erkrankung, Ergotherapie, Physiotherapie, Kunsttherapie, Lichttherapie. Wichtig ist auch, dass Patienten von der Wirksamkeit der Behandlungsmaßnahmen überzeugt sind. So gibt es einzelne Patienten, die grundsätzlich die Psychotherapie oder eine Behandlung mit Medikamenten ablehnen, sodass die Optionen für den Behandler eingeschränkt sind. Anzustreben ist immer ein auf den Einzelnen genau abgestimmtes Therapiekonzept.

Was lässt sich Problemen vorbeugen?
Prof. Thome: Ein wesentlicher Risikofaktor ist Stress - Stressreduktion ist also sicherlich eine wichtige präventive Maßnahme. Darüber hinaus ist bekannt, dass Sport in erheblichem Maße die Stimmung stabilisieren kann. Wichtig ist auch ausreichender und regelmäßiger Schlaf. Depressionsgefährdete Menschen sollten daher Nachtschichten oder Reisen in andere Zeitzonen möglichst meiden.

Conventer Gespräch zu Depression und Burnout
Thema „Depression und Burnout – Erkrankungen als Flucht vor dem gesellschaftlichen Druck“
Termin: 23. November, 19.30 Uhr
Ort: Conventer Atrium, Börgerender Straße 10, Börgerende-Rethwisch
Teilnehmer: Prof. Dr. Dr. Johannes Thome, Chefarzt der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Rostock, Andrea Bull, Sozialarbeiterin, Sozialdienst des Zentrums für Nervenheilkunde der Universitätsmedizin Rostock, Burnout-Beraterin Edda Krüger
Eintritt: 10 Euro, Vorverkauf im Pressezentrum Rostock und unter www.mvticket.de. Kartenreservierung: Tel. 038 203 / 229 24