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Stammzelltherapie für Zähne trotz Bakterien im Mund: Junge Rostocker Biologin erforscht Parodontitis-Behandlung

24. May 2012

Stammzellen, die im Mundbereich eingesetzt werden können, sind widerstandsfähiger gegen Parodontitis-Bakterien, als normale Mundschleimhautzellen.

Zu diesem Ergebnis kommt die Diplom-Biologin Katja Kriebel. An der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universitätsmedizin Rostock erforscht sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin den möglichen Einsatz von körpereigenen Stammzellen bei der Behandlung von Parodontitis. Ihre Erkenntnisse könnten in Zukunft in neue Behandlungsmöglichkeiten münden. Im Januar bekam sie für ihre Forschung sogar einen Preis der AG Grundlagenforschung in der Zahnmedizin zugesprochen, einer bundesweit agierenden Gesellschaft für die Förderung der Grundlagenforschung.

 

Volkskrankheit Parodontitis: schädliche Bakterien im Mund sorgen dafür, dass sich der Knochen auflöst und der Zahn sich letztendlich lockert. Zwischen Zahnfleisch, Zahn und zurückweichendem Knochen bildet sich eine so genannte „Tasche“, in die weitere Bakterien eindringen können. „An dieser Stelle experimentieren wir seit Jahren mit dem Einsatz von körpereigenen Stammzellen“, erklärt Professor Dr. Hermann Lang, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie. Die Alleskönner-Zellen sollen dafür sorgen, dass sich der Knochen neu bildet, die „Tasche“ sich schließt, sodass der Zahn wieder festsitzt. „Das Problem bei einer Strammzelltherapie im Mundbereich ist, dass sich dort immer Bakterien befinden, die auch auf implantierte Stammzellen Auswirkungen haben könnten.“, so Professor Lang. Werden Stammzellen etwa in den Herzmuskel injiziert, dann erfolgt das vollständig innerhalb des Körpers, während sich im Mund ständig und an jeder Stelle wieder Bakterien ansiedeln.

 

Die Wechselwirkungen, die Stammzellen mit diesen Bakterien eingehen könnten, und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für eine Therapie sind weitgehend unbekannt. Die Biologin Katja Kriebel untersuchte nun den Einsatz von Stammzellen bei Parodontitis unter Laborbedingungen. „Ich konnte nachweisen, dass dentale Stammzellen gegen das Fehlen von Sauerstoff resistenter sind“, so Katja Kriebel. „Diejenigen Zellen, die etwa den Knochen neu aufbauen, sind resistenter gegen schädliche Außeneinwirkungen als die Zellen, die sich normalerweise an dieser Stelle befinden.“

 

„Wir sehen anhand dieser Ergebnisse, dass es lohnenswert ist, über Stammzelltherapie im Mund nachzudenken“, sagt Professor Lang. „Die Erfolgschancen für regenerative Therapien sind groß“, so der Mediziner, der sich seit den Neunziger Jahren mit dem Einsatz von Stammzellen bei Erkrankungen des Zahnhalteapparates (Parodont) beschäftigt. „Wir wissen jetzt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Die Arbeitsgemeinschaft für Grundlagenforschung in der Zahnmedizin sah das offenbar ähnlich, weshalb sie Katja Kriebel vor einiger Zeit für ihre Arbeit mit dem Preis der Gesellschaft auszeichnete.