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Sterbebegleitung in Pandemiezeiten

08. February 2022
Dr. Ursula Kriesen

Unimedizin arbeitete an neuem Leitfaden mit 33 Handlungsempfehlungen mit

Einsamkeit auf der Seite der Sterbenden, Hilflosigkeit und Ohnmacht auf der Seite der Angehörigen: Pandemiebedingte Besuchsstopps und Einschränkungen haben besonders im vergangenen Jahr emotionale Wunden und unbewältigte Trauer hinterlassen. Das Gefühl, nahestehenden Menschen nicht beigestanden, sich nicht von ihnen verabschiedet zu haben, lastet schwer. Die Versorgung Schwerkranker und Sterbender in der Pandemie war deshalb Mittelpunkt eines bundesweiten Forschungsprojektes, an dem auch die Palliativmediziner Prof. Dr. Christian Junghanß und Dr. Ursula Kriesen der Unimedizin Rostock beteiligt waren. Im Ergebnis entstand eine Nationale Strategie mit 33 Handlungsempfehlungen, die nun in Buchform vorliegt.

„Im letzten Jahr hat sich aufgrund der dramatischen Erfahrungen ein bundesweiter Forschungsverbund mit 13 Palliativeinrichtungen von Unimedizinen gegründet, um die entstandenen Probleme aufzuarbeiten. Sieben verschiedene Arbeitsgruppen haben wissenschaftlich basiert die Pandemieauswirkungen auf unterschiedliche Aspekte der Palliativmedizin untersucht“, erläutert Junghanß, kommissarischer Ärztlicher Vorstand der Unimedizin. Das Rostocker Team interviewte unter anderem Mitarbeiter von Krisenstäben und lokalen Gesundheitseinrichtungen und begutachtete Pandemiepläne, inwieweit der Umgang mit sterbenden Patienten dort thematisiert wird. Dr. Ursula Kriesen war erstaunt über die Ergebnisse „Es war auffällig, dass an Sterbebegleitung häufig nicht gedacht wurde. Vor allem die Frage, wie man mit den Angehörigen umgeht, war in vielen Fällen nicht geklärt.“ Ihre Analysen ergaben, dass dieses Thema auch in Krisenstäben kaum Berücksichtigung findet und es in der Kommunikation mit den Gesundheitsbehörden an konkreten Ansprechpartnern fehlt.

Aus den Untersuchungsergebnissen der Arbeitsgruppen leiteten die Experten Handlungsempfehlungen für die Betreuung von schwerkranken und sterbenden Menschen in Pandemiezeiten (PallPan) ab. Im Mittelpunkt stehen dabei die Unterstützung für Patienten, Angehörige und Mitarbeiter in Palliativeinrichtungen sowie der Aufbau von Strukturen und Angeboten für die bestmögliche Versorgung der Kranken. Das Buch enthält konkrete Tipps, gute Praxisbeispiele, weiterführende Links und Literaturempfehlungen

Zu den Zielgruppen des Buches zählen alle, die sich um sterbende Menschen kümmern, die Leiter der entsprechenden Einrichtungen sowie Bundes- und Landesregierungen und kommunale Verwaltungen. Einzelexemplare sind kostenlos auf Nachfrage unter der E-Mail-Adresse pallpan{bei}med.uni-rostock.de erhältlich.

Die Ergebnisse der PallPan-Forschung sind im Internet einsehbar unter www.pallpan.de

Für Angehörige wurde außerdem die Website www.trauern-inbesonderen-zeiten.de erstellt.