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Stromimpulse gegen stolpernde Herzen: 300 Patienten von Herzrhythmusstörungen befreit

20. August 2008

Ein Herz, das gleichmäßig 60- bis 80-mal in der Minute schlägt und dabei die ca. 4 bis 7 Liter Blut im Menschen zuverlässig durch den Körper pumpt: Das ist der Idealzustand. Doch viele Menschen leiden an Herzrasen oder anderen Herzrhythmusstörungen.

Sie mindern die Lebensqualität oft erheblich und können lebensbedrohlich sein. Medikamente helfen nicht immer und eine Operation am offenen Herzen ist mit zusätzlichen Risiken behaftet. In vielen Fällen kann die so genannte Katheter-Ablation Abhilfe schaffen. Eine minimalinvasive elektrophysiologische Behandlung, mit der seit einem Jahr auch Patienten am Rostocker Universitätsklinikum geholfen werden kann. Rund 300 Patienten wurden bisher erfolgreich behandelt.

 

Der Takt für die Kontraktionen des Herzmuskels wird vom so genannten Sinusknoten in der rechten Herzvorkammer vorgegeben. Es ist ein elektrischer Impuls, der durch die feinen Verästelungen des Herzens geleitet wird und das Herz schließlich zum Schlagen bringt. Herzrhythmusstörungen können in nahezu allen Bereichen des Herzens entstehen. Hier setzt die noch junge Disziplin der Elektrophysiologie an. Ein Katheter wird von der Leiste des Patienten durch die Blutbahn bis zum Herzen geführt, um die Stelle zu finden, die für die Rhythmusstörung verantwortlich ist. Ist diese gefunden, wird sie durch kurze Stromstöße verödet. Der Patient bekommt lediglich eine örtliche Betäubung in der Leistengegend und bemerkt kaum etwas. „Herzrhythmusstörungen sind häufig vererbt oder zumindest genetisch angelegt“, erläutert Professor Bänsch. Häufig sind die Patienten kaum älter als 40 Jahre, manchmal auch noch jünger. Kürzlich wurde eine 14-Jährige mit Herzrhythmusstörungen abladiert.

 

„Elektrophysiologische Behandlungsmethoden werden künftig an Bedeutung gewinnen“, ist Professor Bänsch sicher. Zum einjährigen Bestehen der Abteilung am Universitätsklinikum Rostock wird deshalb am 11. und 12. September ein Symposium veranstaltet, wo entsprechende Entwicklungen in der Behandlung von Herzrhythmusstörungen diskutiert werden. Neben der Behandlung von Patienten wird in Rostock auch die Forschung vorangetrieben. Derzeit wird eine Studie durchgeführt, die einen im Krankheitsverlauf früheren Einsatz der Katheterablation zum Thema hat. Im Herbst wird in neuen Räumen eine Ambulanz für Elektrophysiologie und implantierbare Geräte eröffnet.