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Studien belegen: Streit und Schokolade lösen keine Migräne aus/5. September ist Deutscher Kopfschmerztag

03. September 2010

Schokolade ist kein Auslöser für einen Migräneanfall – genauso wenig wie der Streit unter Eheleuten: Aus Anlass des bundesweit begangenen Kopfschmerztages am 5. September räumt Prof. Dr. Peter Kropp, Leiter des Instituts für Medizinische Psychologe und Medizinische Soziologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock, mit verbreiteten Vorurteilen über Kopfschmerz und Migräne auf.

Der Psychologe, gleichzeitig Vizepräsident der Deutschen Kopfschmerzgesellschaft, beruft sich dabei auf aktuelle Studienergebnisse von internationalen Kopfschmerz-Experten.

 

„In Bezug auf Kopfschmerz und Migräne kursieren zahlreiche Gerüchte“, erklärt Prof. Dr. Peter Kropp. Der Deutsche Kopfschmerztag sei ein guter Anlass, einige falsche Vermutungen richtigzustellen. So sei beispielsweise die Auffassung weit verbreitet, dass der Genuss von Schokolade Migräneanfälle befördere. „Dabei ist das Gegenteil der Fall“, so Professor Kropp. Vielmehr erzeuge ein nahender und vom Betroffenen noch unbemerkter Migräneanfall das Bedürfnis nach Süßigkeiten. „Bei einem Migräneanfall wird viel Energie verbraucht. Der Körper versucht also durch Zufuhr von Kohlehydraten den anstehenden Energiebedarf zu decken.“

 

Ebenso häufig ist die Meinung vertreten, dass Streit etwa zwischen Ehepartnern Migräne auslöse. „Aber auch hier ist das Gegenteil der Fall“, sagt Professor Kropp. Aufgrund eines herannahenden Migräneanfalls wachse die Empfindlichkeit der Betroffenen, die entsprechend schlechter mit Konfliktsituationen umgehen können.

 

Nicht nachgewiesen werden konnte, dass die Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre für vermehrte Kopfschmerzen bei Jugendlichen führt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Münchener Studie. „Es wurde vielfach befürchtet, dass der Stress, der durch den komprimierten Unterricht entstehen könnte, auch Kopfschmerz und Migräne fördert“, sagt Professor Kropp. Die Befürchtung konnte jedoch nicht bestätigt werden. „Allerdings sollte der allgemeine Gesundheitszustand von Schülerinnen und Schülern für Beunruhigung sorgen“, so Professor Kropp. Denn der Befragung zufolge leiden 83 Prozent der Gymnasiasten unter Kopfschmerzen – unabhängig von der Dauer der Gymnasialzeit. Außerdem klagen 47 Prozent der jungen Leute über Rückenschmerzen, 45 Prozent über ein übermäßiges Schlafbedürfnis.

 

Hintergrund

Schätzungen zufolge leiden rund zehn Prozent der Deutschen unter Migräne – das sind rund drei Millionen Menschen. 15 Prozent davon haben eine schwere Migräne mit Sehstörungen und neurologischen Ausfällen, etwa ein Prozent leidet unter chronischer Migräne mit mehr als 14 Migränetagen im Monat. Groß ist die Spanne beim „gewöhnlichen“ Spannungskopfschmerz – sie liegt zwischen drei und 70 Prozent: Drei Prozent der Deutschen leiden unter chronischen, täglich auftretenden Spannungskopfschmerzen, 70 Prozent unter gelegentlichem Kopfweh.