Mit einer Auftaktveranstaltung in Rostock ist das neue Graduiertenkolleg 2901 „Systemische und lokale Reaktionen bei Unverträglichkeiten gegenüber Biomaterialien für Gelenk- und Hautläsionen“ (SYLOBIO) gestartet. An dem Graduiertenkolleg, finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), sind die Universitätsmedizinen Rostock und Greifswald sowie die Universität Rostock beteiligt.
Die DFG fördert das Kolleg in den kommenden fünf Jahren mit rund 8,1 Millionen Euro. In zehn Teilprojekten werden 23 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler unter anderem aus der Medizin, den Natur- und Materialwissenschaften, der Bioinformatik und der Systembiologie materialinduzierte Entzündungen und patientenspezifische Reaktionen im Gewebe erforschen.
„Das neue Graduiertenkolleg SYLOBIO ist ein wichtiger Impuls für die Forschung an der Schnittstelle von Medizin, Materialwissenschaften und Bioinformatik“, sagte die Rektorin der Universität Rostock, Prof. Dr. Elizabeth Prommer. „Es zeigt eindrucksvoll, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Lösung zentraler Herausforderungen in der Gesundheitsforschung beitragen kann. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir mit SYLOBIO jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Plattform bieten können, auf der sie nicht nur Spitzenforschung betreiben, sondern auch wichtige Anregungen für die medizinische Praxis geben können.“
„SYLOBIO repräsentiert in exzellenter Weise den neuen Forschungsschwerpunkt HealthTechMedicine der Universitätsmedizin Rostock“, sagte der Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Rostock, Prof. Dr. Bernd J. Krause. Das Kolleg zeigt die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit der Universitätsmedizin Rostock mit verschiedenen Arbeitsgruppen anderer Fakultäten der Universität Rostock.
Wie der Sprecher des Graduiertenkollegs, Prof. Dr. Rainer Bader von der Orthopädischen Klinik der Universitätsmedizin Rostock, ausführte, werden beim Einsatz von Biomaterialien für den künstlichen Gelenkersatz oder als Wundauflagen zur Behandlung chronischer Hautwunden im Laufe der Zeit verschiedene Stoffe freigesetzt. „Bei diesen Verschleißvorgängen werden Abriebpartikel aus Metallen, Kunststoffen oder auch Keramiken sowie Ionen freigesetzt, die sich im ganzen Organismus verteilen können“, sagte Bader. Es gebe bereits Verfahren, Metallionen im Blut und Körperflüssigkeiten zu detektieren, entsprechende Methoden für Kunststoffe und Keramiken sind noch in der Entwicklung.
Während die Entzündungsreaktionen im Gewebe nahe dem künstlichen Gelenk beziehungsweise der Wundauflage vergleichsweise gut untersucht sind, gebe es nur wenige Erkenntnisse über die Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Dabei können teils gravierende Folgen bei einer hohen Metallbelastung auftreten. Diese zeigten sich beispielsweise in Seh- und Hörbeeinträchtigungen, aber auch in der Schwächung von Herz-, Nieren- oder Hirnfunktionen. „Das Verständnis dieser Vorgänge ist notwendig, um letztlich gegen die Entzündungsreaktionen bei einer Biomaterialunverträglichkeit vorgehen zu können“, betonte Bader.
Es ist anzunehmen, dass es bei der Ausprägung der unterschiedlichen Entzündungsreaktionen einen Zusammenhang mit dem Immunsystem geben muss, sagte Bader. Eine gute Basis, diese Zusammenhänge zu erkennen, stellen für die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler experimentelle Untersuchungen an Zellen und Gewebe sowie die Auswertung von Daten aus regionalen und nationalen Patientenerhebungen dar. Bader zeigte sich sicher, dass die Erkenntnisse des Graduiertenkollegs SYLOBIO zur Entwicklung verbesserter Biomaterialien und neuer Behandlungsansätze beitragen können.
Graduiertenkollegs sind Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung von Forscherinnen und Forschern in frühen Karrierephasen, die nach DFG-Angaben für maximal neun Jahre gefördert werden.
Mehr zum Graduiertenkolleg SYLOBIO unter https://www.sylobio.de