Mit steigendem Alter nehmen Krankheiten zu, die Einnahme von Medikamenten wird wahrscheinlicher, das soziale Umfeld wandelt sich. Diese Belastungen gehen an manchem nicht spurlos vorbei. In der Gerontopsychiatrie werden Patienten ab dem 65. Lebensjahr behandelt, die an psychischen Erkrankungen leiden. Am 4. und 5. September lädt die Universitätsmedizin Rostock zum Hansesymposium in Rostock-Gehlsdorf, bei dem aktuelle Fragen und neue Erkenntnisse dazu besprochen werden.
„Es wird immer wichtiger, dass wir auf die speziellen Bedürfnisse älterer Patienten eingehen“, sagt Prof. Dr. Jacqueline Höppner, stellvertretende Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Unimedizin. „Die Bevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten immer älter werden. Damit nehmen auch altersbedingte Krankheiten weiter zu.“ Zu diesen zählen laut der Expertin auch seelische Leiden wie Depressionen. „Nicht nur bei den Patienten selbst“, so Höppner. „Auch die Angehörigen erkranken oft psychisch, wenn der Mensch, der ihnen am Herzen liegt, nicht mehr der gewohnte Partner ist.“ Eine zentrale Aufgabe der Gerontopsychiatrie sieht sie darin, den Umgang mit den Alterserkrankungen zu erleichtern.
Nicht immer sind körperliche Symptome wie Krankheiten, chronische Schmerzen oder Behinderungen Auslöser für Depressionen. „Vielen älteren Menschen fällt es schwer, sich an die sozialen Belastungen anzupassen, die im Alter auftreten“, berichtet die Medizinerin. „Der Tod eines geliebten Menschen, Einsamkeit – das zerrt an einem. Viele leiden an Schlafstörungen.“ Wenn das berufliche Leben hinter einem liege, gäben sich zudem viele Menschen dem Alkohol hin, sagt sie. „Im Alter kommt es immer häufiger zu Suchterkrankungen. Die Leere, die der wegfallende Beruf auslöst, soll gefüllt, Schmerzen, Schlafstörungen und Einsamkeit sollen bekämpft werden.“
Mit dem Symposium wolle man „einen Beitrag leisten, um Ärzte, Psychologen und die Öffentlichkeit für dieses gesundheitspolitisch aktuelle Thema zu sensibilisieren“, sagt Prof. Dr. Dr. Johannes Thome, Direktor der Rostocker Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Dazu sind namhafte Referenten aus ganz Deutschland geladen, wie Experten des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und Dr. Michael Nehls, Autor des Spiegel-Bestsellers „Die Alzheimer-Lüge“. In einem Vortrag behandelt er die Frage, ob sich das Risiko, an einer Alzheimerdemenz zu erkranken, durch eine bewusste Lebensweise verringern lässt. „Er präsentiert Hinweise darauf, dass die Ursache für diese Erkrankung nicht darin liegt, dass wir altern, sondern wie wir altern“, fasst Höppner zusammen. Daneben stehen auch Risiken einer medikamentösen Behandlung bei älteren Patienten, die teilweise bis zu sieben verschiedene Medikamente einnehmen, ethische Probleme und neue Wege der Behandlung im Vordergrund.
Hinweise zur Anmeldung: www.hansesymposium.de und Tel.: 0381 / 494 9505
Kontakt: Prof. Dr. Jacqueline Höppner, stellvertretende Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Rostock, Tel.: 0381 / 494 9505