Nicht nur medizinisch hat die tapfere Angy große Schritte hingelegt, auch sprachlich. „Wie geht es Dir?“ - „Gut“, sagt das achtjährige Mädchen aus dem Kongo auf Deutsch. "Sie versteht alles, was man ihr sagt", berichtet Prof. Dr. Carl Friedrich Classen, Oberarzt auf der Kinderkrebsstation der Universitätsmedizin Rostock. Vor einem halben Jahr war Angy graugesichtig, abgemagert und vor Knochenschmerzen am ganzen Körper wimmernd in der Kinderklinik angekommen. Die Diagnose: akute lymphatische Leukämie. Wenige Wochen zuvor im kongolesischen Kinshasa gestellt – und in der dortigen Klinik unheilbar. Die bösartigen Blutzellen, im Knochenmark, im Blut und in den Lymphknoten hätten früher oder später den ganzen Körper durchdrungen und zerstört. Nur mit einer Chemotherapie, einer Kombination aus teuren, nebenwirkungsreichen Zellgift-Medikamenten, kann die Erkrankung überwunden werden. Angy und die Ärzte haben ein halbes Jahr gekämpft - mit Erfolg. "In Angys Blut sind keine Leukämiezellen mehr nachweisbar", sagt Prof. Classen. Das Mädchen hat inzwischen sechs Kilo zugenommen.
Das Unternehmen Health Focus, das eigentlich für Entwicklungshilfeprojekte im Kongo zuständig ist, hatte sich um den Kontakt zu den Rostocker Ärzten und die Reise in den deutschen Norden gekümmert. Und vor allem um die Finanzierung der Behandlung: Stiftungen versprachen, einen Großteil der Behandlungskosten zu übernehmen.
Als Angy nach Deutschland kam, sprach sie kein einziges Wort Deutsch; inzwischen spielt sie im Wintergarten der Onkologie munter Mensch-Ärgere-Dich-nicht-Partien oder löst Mathematikaufgaben. Die Schmerzen in den Beinen, die sie schon in der Heimat täglich gequält hatten, sind schon lange weg; nur mit längerem Laufen hat sie noch Schwierigkeiten.
Aber das schüchterne Mädchen hat einen Kraftakt bewältigt: Der Großteil der Intensivbehandlung ist überstanden. Monate, bestimmt von den Infusionen der Chemotherapie, der Einnahme ungezählter Tabletten und Säfte, von Bauchschmerzen oder Fieber, Knochenmarkpunktionen und Kurznarkosen. Aber eben auch schönen Momenten. Vielen neuen Spielen, Basteleien, ab und zu kleinen Ausflügen, etwa an die Ostsee, neuen Freundschaften und immer mehr Deutschvokabeln.
Etwa zehn Wochen wird die Behandlung in Deutschland wohl noch weitergehen müssen. "Danach wird dann nur noch eine Tablettenbehandlung nötig sein", sagt Prof. Classen.
Bei der weiteren Behandlung sind Health Focus und der Verein zur Förderung krebskranker Kinder, der die Elternwohnung in Rostock stellt, weiter auf Spenden angewiesen.