Ärzte aus Vietnam haben die Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie der Universitätsmedizin Rostock besuchtund gemeinsam mit ihren Rostocker Kollegen eine Absichtserklärung unterzeichnet. Eine hochrangige Delegation war gekommen, um die wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Radiologie der Universitätsmedizin künftig zu vertiefen. Unter den Gästen war Generalmajor Prof. Dr. Nguyen Hong Son. Er ist Direktor des Militärhospitals des vietnamesischen Verteidigungsministeriums in Ho-Chi-Minh-Stadt. Krebs sei wie in Deutschland auch in Vietnam ein brennendes Thema, berichtete der Generalmajor dem Direktor der Strahlenklinik Prof. Dr. Guido Hildebrandt. Vor vier Jahren sei in der größten Stadt des Landes eine zentrale Onkologie errichtet worden. In Vietnam kenne man Deutschland nicht nur wegen Goethe, Bier oder Diamant-Fahrrädern, sondern als Ort hervorragenden medizinischen Wissens. „In allen unseren großen Hospitälern findet man jemanden, der in Deutschland ausgebildet wurde“, erzählte Prof. Son.
Der Fachaustausch hat den ehemaligen Universitätskanzler Dr. Mathias Neukirchen schon für ein paar Jahre nach Ho-Chi-Minh-Stadt geführt: Seit Oktober vergangenen Jahres baut er dort eine vietnamesisch-deutsche Universität mit auf. Und erlebt Unterschiede: MV knabbert wie viele Bundesländer am demographischen Wandel. An der Universität in Vietnam hingegen, so hat Universitätsrektor Prof. Dr. Wolfgang Schareck gehört, ist Neukirchen „mit Mitte 40 einer der Ältesten“.
Das Militärkrankenhaus unter Prof. Sons Führung hat 1200 Betten. 75 Prozent der dort behandelten Patienten sind normale Bevölkerung. Das Onkologische Zentrum in der Stadt behandelt 200 Patienten am Tag, nur zehn Prozent von ihnen sind Soldaten. Herzlich lud Prof. Son die Rostocker Ärzte ein, nach Ho-Chi-Minh-Stadt zu kommen, im Hospital die Krankheitsbilder zu erforschen und beim Ausbau der Behandlungsmethoden zu unterstützen.
Als Prof. Dr. Emil Reisinger, Dekan der Universitätsmedizin Rostock, beim Treffen vortrug, wie gut die Rostocker Mediziner mit der Industrie zusammenarbeiteten, wurde Prof. Son nachdenklich. In Vietnam seien wissenschaftliche Erkenntnisse noch wenig anerkannt, sie hätten wenig Wirkung auf die Gesellschaft. „Sie brauchen Standardisierung“, riet Prof. Reisinger. „Und Sie müssen Ihre Studien in hochrangigen Fachzeitschriften veröffentlichen. Dann ernten Sie mehr Anerkennung und die Wirtschaft wird aufmerksam.“ Außerdem regte Prof. Reisinger eine Summer School in Vietnam an, eine Art Workshop zum wissenschaftlichen Arbeiten. „Es würden sich viele Teilnehmer finden“, war sich der Generalmajor sicher. So fand das Memorandum zur engeren Kooperation gleich einen ganz praktischen Ansatz.