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Todkranke Angy (8) aus dem Kongo bekommt in Rostock Hilfe

07. August 2014

Zu Hause im Kongo wäre Angy (8) wohl gestorben - unsere Ärzte helfen dem leukämiekranken Mädchen nun spontan.

Notfallbehandlung für eine kleine Afrikanerin: Für Angy (8) aus dem Kongo hat in der Kinderklinik der Universitätsmedizin Rostock eine Chemotherapie begonnen. Die Kosten von etwa 80 000 Euro werden über Spenden getragen: durch „Ein Herz für Kinder“, den „Stiftungsfonds Behandlungshilfe“ und die „Aktion Kinderträume“. Dr. Alois Dörlemann, ein Arzt der Potsdamer Entwicklungshilfe-Organisation Health Focus, hatte Angy im Kongo kennengelernt. Da er einen guten Kontakt zum Dekan und Wissenschaftlichen Vorstand der Unimedizin, Prof. Dr. Emil Reisinger, pflegt, fragte er in Rostock um Unterstützung an. „Für uns gar keine Frage, dass wir unkompliziert helfen“, sagt Prof. Reisinger und leitete alles in die Wege. Angys Krankenunterlagen gingen den Rostocker Spezialisten der Kinderklinik zu. Kinderarzt Prof. Dr. Carl Friedrich Classen machte sich sofort an die Arbeit. Diagnose anhand der Befunde: Angy leidet an einer Akuten Lymphatischen Leukämie. 

„Die Diagnose stellten wir im Mai“, sagt Classen. „Das Mädchen wurde zwar in einer Klinik in Kinshasa betreut und befand sich in stabilem Zustand. Eine angemessene Behandlung mit Zytostatika, Medikamenten, die das Zellwachstum hemmen, ist dort aber offenbar nicht möglich.“ Mit den in Deutschland vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten könne man etwa neun von zehn Kindern mit der Diagnose heilen. „Unbehandelt würden sie fast alle sterben.“ Für Angy steht nun eine Chemotherapie mit vielen Medikamenten an, die auch zahlreiche Nebenwirkungen haben. „Aber die Kinder überstehen sie fast immer gut“, so Classen.

Für Angy, ihre fünfjährige Schwester und die alleinerziehende Mama Marie-Louise Itela ist es der erste Aufenthalt außerhalb ihres Heimatlandes. „Schon an den ersten zwei Tagen wusste ich, dass es hier gut wird“, sagt Itela, deren Sorgenkind stark abgemagert und vor Schmerzen schreiend in Deutschland ankam. Nach den ersten zwei Behandlungswochen knabbert Angy immer noch schüchtern an ihrem Frühstücksbrötchen, reagiert aber nun schon mal auf die Annäherungsversuche von Französisch sprechenden Ärzten und Schwestern. Angst habe sie nicht, sagt sie leise, ihre Mama sei ja da. Angys kleinere Schwester hat eine Mitarbeiterin von Health Focus spontan in ihre Obhut genommen. 

Die kleine Familie hat im Kongo eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Seit November hatte Angy fast täglich hohes Fieber geplagt. „Die Ärzte wussten sich keinen Rat“, sagt Mutter Itela. Jedes Mal sei sie mit der Diagnose Malaria und Antibiotika nach Hause geschickt worden. 

In Rostock hat die kleine Familie schon Unterstützer gefunden: Die hier lebende Kongolesin Christine Welo Selipa hat sich mit ihnen angefreundet, kommt nun öfter zu Besuch und hilft auch als Dolmetscherin aus. Angy erwartet nun eine etwa halbjährige Intensivphase der Therapie. Doch nicht die gesamte Zeit wird sie in der Klinik verbringen müssen. In etwa vier Wochen darf sie mit ihrer Mutter in eine Wohnung des Vereins zur Förderung krebskranker Kinder ziehen und bleibt ambulant in Behandlung. 

Die Mutter setzt all ihre Hoffnung in die Rostocker Mediziner. „Auf dem Flughafen musste ich meine Tochter tragen. Alles tat ihr weh“, erzählt die Mutter, die in Angys Zimmer schläft. Das Personal der Kinderklinik durfte Angy kaum anfassen, sie schrie ständig auf. „Und gestern fuhr sie schon auf dem Spielzeugtraktor durch den Wintergarten der Station“, sagt Prof. Classen und lächelt. Ein klitzekleiner Fortschritt, der enorme Freude auslöste.