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Traum von heilbaren Darmkrankheiten – Rostocker Kinderarzt sucht Therapien

05. May 2015

Dr. Jan Däbritz tüftelt an neuen Behandlungsmethoden für ein immer noch unheilbares Leiden.

Für chronisch-entzündliche Erkrankungen des Darms, die mit einem gestörten Immunsystem einhergehen und zunehmend im Kindesalter auftreten, gibt es bis heute keine Heilung. An besseren Therapieansätzen tüftelt Dr. Jan Däbritz, Oberarzt der Kinder- und Jugendklinik der Universitätsmedizin Rostock. Für seine Forschung erhielt er jetzt auf der 51. Arbeitstagung für pädiatrische Forschung den mit 2500 Euro dotierten Friedrich-Linneweh-Preis. Der fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs und gilt als einer der bedeutendsten Preise auf dem Gebiet. Teile aus Däbritz‘ Forschungsarbeit wurden gerade im renommierten Wissenschaftsmagazin Journal of Immunology veröffentlicht.
Der 35-Jährige ist noch taufrisch, erst seit April an der Rostocker Unimedizin. Zuvor arbeitete und forschte er in Berlin, Münster und Melbourne. Sein Interesse galt schon lange den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, allen voran dem Krankheitsbild Morbus Crohn. „Wir wissen heute, dass mehrere Faktoren die Erkrankung auslösen“, erklärt der gebürtige Berliner. „Die genauen Mechanismen der Entzündungen im Darm sind aber nach wie vor kaum verstanden.“ Die herkömmliche Therapie von Morbus Crohn bestehe in der Unterdrückung des Immunsystems, so Däbritz. „Das geht leider zum Teil mit erheblichen Nebenwirkungen einher. Besonders bei jungen Patienten können Wachstum und Entwicklung eingeschränkt werden.“ 

Sein Augenmerk richtet sich daher auf spezifischere Behandlungen, die nicht auf das ganze Immunsystem abzielen, sondern direkt im Darm wirken. „Dazu haben wir in unseren Versuchen Entzündungszellen gezielt umprogrammiert“, berichtet der Forscher. Die veränderten Zellen wandern dann gezielt zum Entzündungsherd. „So beeinflussen wir zwar nach wie vor das Immunsystem, aber natürlicher und kontrollierter.“

Mit Erfolg: Die Untersuchungen im Tiermodell gaben nicht nur Hinweise darauf, dass die Behandlung keine Nebenwirkungen verursachte. „Die Krankheit wurde auch geheilt oder brach gar nicht erst aus. Ein vielversprechender Ansatz.“

In Rostock will der Mediziner seine Forschung nun mit einer eigenen Arbeitsgruppe ausbauen und prüfen, ob sich anhand der bisherigen Erkenntnisse eine Therapie für den Menschen ableiten lässt. Damit unterstützt Däbritz gleichzeitig Prof. Dr. Michael Radke, seit Anfang des Jahres Leiter der Rostocker Kinder- und Jugendklinik. Auch er sieht in den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eines seiner Schwerpunktthemen und will die Kinderklinik zum Zentrum für dieses Gebiet ausbauen.