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Unfallchirurgie zum bundesweiten Traumazentrum für Schwerstverletzte ernannt

10. September 2014

Die Rostocker Unfallchirurgie ist zum bundesweiten Traumazentrum ernannt worden. Damit ist sie nun erste Adresse für Schwerstverletzte in der Region.

Großer Qualitätssprung: Die Universitätsmedizin Rostock mit der Abteilung für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie hat den Status eines SAV-Traumazentrums, der höchsten Versorgungsstufe im Rahmen der Verletzungsartenverfahrens der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGU), erhalten. Am Donnerstag nahmen Harald Jeguschke, Kaufmännischer Vorstand der Universitätsmedizin, und Abteilungsleiter Prof. Dr. Thomas Mittlmeier in Begleitung von Dr. Alice Wichelhaus, Leiterin des Arbeitsbereichs Hand- und Mikrochirurgie, die Urkunde in Berlin entgegen.

 

Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) hat 2007 ein deutschlandweites Traumanetzwerk ins Leben gerufen. Die daran teilnehmenden Einrichtungen übernehmen ihrer Ausstattung und Struktur entsprechend unterschiedliche Aufgaben in diesem Netzwerk – als überregionale, regionale oder lokale Traumazentren. Der Status eines überregionalen Traumazentrums, der bereits 2009 zuerkannt und 2013 bestätigt wurde, ist eine wesentliche Voraussetzung für das neue SAV-Verfahren. „Wir haben nun das Ticket für die überregionale stationäre oder ambulante Behandlung schwerstverletzter Patienten nach Arbeits- und Wegeunfällen und ihrer Folgezustände, etwa Arthrosen, Fehlstellungen oder Rekonstruktionen“, sagt Prof. Mittlmeier stolz. „Wir können zum Wohle des Patienten alle Register ziehen: Das umfasst auch die innigere Vernetzung mit weiteren Kliniken im Land, der Rehabilitation und der beruflichen Wiedereingliederung des Verletzten.“ Die Zertifizierung zum SAV-Verfahren war kurz vor dem Jahreswechsel erfolgt, wobei alle Daten des strengen Kriterienkatalogs abgefragt wurden. Eine rasche und reibungslose Versorgung schwerkranker Patienten könne den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen, aber auch das Ausmaß der Lebensqualität und der beruflichen Leistungsfähigkeit bestimmen, sagt Mittlmeier.

 

Anfang 2013 waren die stationären Heilverfahren in der gesetzlichen Unfallversicherung neu strukturiert worden. Eines ist das Schwerstverletzungsartenverfahren (SAV). Unfallverletzte mit schwersten Läsionen brauchen sofort eine spezielle Akutversorgung. Die DGU-Landesverbände beteiligen daran ausschließlich besonders geeignete Krankenhäuser. Die Kliniken müssen im Hinblick auf die Schwere der Verletzungen bestimmte personelle, apparative und räumliche Anforderungen erfüllen und zur Übernahme bestimmter Pflichten bereit sein. In ganz Deutschland erfüllen gerade einmal 82 Kliniken diese Anforderungen.

 

Der Charakter der täglichen Herausforderungen in seiner Rostocker Abteilung habe sich gewandelt, berichtet Unfallchirurg Mittlmeier. „Früher sind die Leute vom Gerüst gefallen – heute behandeln wir eher Menschen nach Wegeunfällen. Sie verunglücken mit dem Rad oder Auto. Einen wesentlichen Anteil machen auch die komplizierten Handverletzungen aus“ Etwa 350 Patienten, die unter das Verletzungsartenverfahren fallen, suchen jedes Jahr Hilfe bei den Rostocker Spezialisten, Tendenz steigend. „Zu uns kommen auch Leute von sich aus. Oft nach langer Leidenszeit. Sie sagen uns dann, ihr behandelnder Arzt wisse sich in ihrem komplizierten Fall keinen Rat mehr.“ Das Spektrum der Unterstützung in der Unfallchirurgie reiche weit, bis hin zum Reha-Management. Dafür sind an der Unimedizin eigene Sprechstunden eingerichtet. Das sei deutschlandweit wegweisend, so der Mediziner.