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Uniklinikum Rostock baut ALS-Ambulanz aus

27. August 2008

In Rostock wird derzeit die Ambulanz für Patienten mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS) ausgebaut. Es ist die einzige Einrichtung dieser Art in der Region, die sich der schweren Nervenerkrankung widmet.

ALS ist unheilbar, ihr Verlauf lässt sich aber durch rechzeitige Behandlung beeinflussen. Derzeit beteiligt sich das Uniklinikum Rostock an einer bundesweit durchgeführten Studie. Darin wird ein neues Medikament getestet, das den Krankheitsverlauf verlangsamen könnte. ALS ist nach der Alzheimer-Demenz und der Parkinson-Krankheit die dritthäufigste neurodegenerative Erkrankung des Menschen.

 

Verglichen mit der Alzheimer-Demenz und der Parkinson-Krankheit ist die ALS eine seltene Erkrankung. Betroffene leiden unter dem Absterben der Nervenzellen, die die Willkürmuskeln steuern. Nach und nach verlieren die Patienten die Fähigkeit, sich zu bewegen, zu sprechen, zu schlucken und ausreichend Luft zu holen. Bundesweit leiden 5000 bis 6000 Menschen an ALS, in Mecklenburg-Vorpommern etwa 100, schätzt Privatdozent Dr. Johannes Prudlo, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Uniklinikum Rostock. Bekannt wurde ALS vor allem durch den englischen Kosmologen Stephen Hawking, der seit 46 Jahren mit der Krankheit lebt und durch den deutschen Maler Jörg Immendorf, der 2007 nach 10jährigem Krankheitsverlauf an ALS verstarb. Viel häufiger aber nimmt die ALS einen schnelleren Verlauf. Der Erkrankungsbeginn liegt mehrheitlich zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr.

 

„Angesichts heutiger Behandlungsmöglichkeiten ist eine Intensivierung der Versorgung von ALS-Patienten im Nordosten der Bundesrepublik in jedem Falle gerechtfertigt“, konstatiert Dr. Prudlo. Aus diesem Grund baut der Neurologe, der seit kurzem am Uniklinikum Rostock arbeitet, die einzige ALS-Ambulanz in Mecklenburg-Vorpommern aus. ALS trete in sehr unterschiedlichen Formen auf. „Es gibt keine Heilung, aber es gibt eine Fülle von Therapien, die die Symptome mildern“, sagt Dr. Prudlo. Die ALS-Ambulanz bietet individuelle Behandlungsmöglichkeiten von der Beatmungstherapie über die Ernährungstherapie, die Versorgung mit elektronischen Kommunikationshilfen bis hin zur psychologischen Betreuung der Patienten und ihrer Angehörigen. Darüber hinaus widmet sich die Ambulanz verwandten Nervenkrankheiten, die die Motorik betreffen, den sogenannten Motoneuronerkrankungen (SMA und HSP, Spinale Muskelatrophie und Hereditäre spastische Paraparese).

 

Die Rostocker Mediziner sind auch auf dem Gebiet der Erforschung von ALS aktiv. Derzeit beteiligt sich das Klinikum an einer bundesweit durchgeführten Studie, in der ein Medikament getestet wird, das den schweren Verlauf der Krankheit verzögern könnte. Für diese Studie besteht noch die Möglichkeit der Teilnahme. Darüber hinaus arbeitet Dr. Prudlo an den genetischen Voraussetzungen, die zum Ausbruch von ALS führen könnten. Etwa fünf Prozent der ALS-Patienten leiden an einer erblichen Form, doch scheinen genetische Faktoren auch bei der nicht-erblichen Form eine Rolle zu spielen.

 

 

ALS-Ambulanz: 0381/494-5276 (Neurologische Poliklinik)

 

Bei Interesse an der Studie: Tel. 0381/494-9590 (PD Dr. Prudlo) oder 0381/494-4742 (Sekretariat Frau Donath)