Langsam fährt der Kinderchirurg Dr. Langa Michael Langa aus Tansania unter den aufmerksamen Blicken von zwei erfahrenen Kinderchirurginnen der Unimedizin Rostock mit der Ultraschallsonde über den Bauch eines Studenten und schaut konzentriert auf die Schallbilder des Darms. Gemeinsam besprechen die Ärzte, was auf dem Monitor zu sehen ist. Dies gehört zu den Fertigkeiten, die Langa während seines dreiwöchigen Aufenthaltes in der Kinderchirurgie vertieft hat. Er und der Pfleger Emmanuel Ndalahwa Kifalu arbeiten in der Kinderklinik des Bugando Medical Centers in Mwanza/Tansania und spezialisieren sich dort auf die Behandlung von Kindern mit angeborenen Darmfehlbildungen. Dabei stehen ihnen die beiden Expertinnen Prof. Dr. Stefanie Märzheuser und Dr. Judith Lindert zur Seite, die bereits mehrmals zu einem Arbeitsaufenthalt in Tansania waren und ihr umfangreiches Wissen gerne weitergeben.
„Mit beiden haben wir in Tansania bereits intensiv zusammengearbeitet. Sie betreuen unter anderem die Gastroschisis-Station im Bugando Medical Center“, erklärt Klinikdirektorin Märzheuser. Wenn ein Baby mit Gastroschisis geboren wird, hängt sein Überleben von der richtigen Behandlung ab. Bei dieser Erkrankung sind die Organe, meistens der Darm, während der Schwangerschaft durch eine Lücke in der Bauchwand nach außen gefallen und liegen frei. In Tansania hatten Kinder mit dieser Fehlbildung bis vor kurzem keine Überlebenschance. Die Rostocker Ärztinnen Märzheuser und Lindert haben einen großen Anteil daran, dass dort nun 60 Prozent der betroffenen Babys überleben. „Wir haben den Kollegen hier auch Operationstechniken für andere komplexe Darmfehlbildungen gezeigt und sie im Umgang mit Medizintechnik geschult. Das werden wir bei unserem nächsten Besuch in Tansania vertiefen“, so Märzheuser.
Dr. Judith Lindert ist Spezialistin für Gastroschisis und andere Darmfehlbildungen und kooperiert seit vielen Jahren mit der Klinik in Tansania. Sie freut sich besonders über den Besuch in Rostock. „Wir arbeiten mit den Ärzten in Tansania auf Augenhöhe zusammen und lernen viel voneinander. Gemeinsam konnten wir schon vielen Eltern die Hoffnung geben, dass ihre Kinder eine gute Zukunft haben.“ Deshalb wird das medizinische Personal aus Tansania auch im Bowel-Management geschult. Dabei handelt es sich um ein Trainingsprogramm für Eltern und junge Patienten, um sozial kompetent mit dem Thema Stuhlentleerung und Stuhlkontinenz umzugehen. „Es bedarf bei Darmfunktionsstörungen, die auch nach Operationen bestehen bleiben können, einer guten Therapie, um die Selbständigkeit der betroffenen Kinder zu erhöhen und sie in ihrer geistigen und körperlichen Entwicklung zu stärken. Sie sollen später nicht ausgegrenzt werden“, erläutert Lindert.