Mediziner und Forscher der Institute für Biostatistik und Informatik in Medizin und Alternsforschung und für Biomedizinische Technik sowie der Augenklinik der Universitätsmedizin Rostock erhalten eine Förderung in Höhe von 1,76 Millionen Euro. Damit unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die vorklinische Entwicklung eines Medikamentes gegen Fibrose. Sogenannte Fibrosen sind Verhärtungen von Gewebe, beispielsweise in Lunge, Herz, Niere, Pankreas und Leber, als Teil vieler Krankheitsprozesse oder auch nach Operationen des Grünen Stars.
Das BMBF fördert zur „Validierung des Innovationspotentials wissenschaftlicher Forschung“ das „Antifibrotix“ genannte Projekt, in dem Wissenschaftler einen Wirkstoff gegen Fibrose als Folge einer Operation gegen den grünen Star präklinisch testen. Mit dabei ist neben der Universitätsaugenklinik auch das Institut für Biomedizinische Technik. „Der Wirkstoff muss gut „verpackt“ werden, um verlässlich und zielgerichtet seinen Wirkort im Auge zu finden.“ sagt Prof. Dr. Grabow, der Direktor des IBMT. Koordiniert wird das Projekt im Institut für Biostatistik und Informatik in Medizin und Alternsforschung (IBIMA). Die Fibroseforschung gehört zur Alternsforschung, da Fibrosen mit dem Alter häufiger werden. Die Bio-Informatik hat das Projekt erst möglich gemacht: der Wirkstoff wurde mittels maschinellen Lernens in molekularen Daten entdeckt.
Sollten die vorklinischen Studien erfolgreich sein, wird der Wirkstoff an Patienten mit passenden Biomarkern, also mit bestimmten biologischen Voraussetzungen, getestet. Das heißt, bei ihnen ist es wahrscheinlich, dass das neue Medikament helfen kann. In einer klinischen Studie werden Patienten ohne diese Eigenschaften dann erst gar nicht erst eingeschlossen. Mit Hilfe der Bioinformatik möchte man also schon vor der Humanstudie vorhersagen, ob und für welche Patientengruppen ein Medikament erfolgreich sein könnte. Projektkoordinator Prof. Dr. Georg Fuellen sagt: „Das wäre ein großartiges Beispiel für personalisierte individualisierte Medizin. Fast jede Medikamentenentwicklung scheitert auf dem langen Weg in die Klinik, also auf dem Weg zur Anwendung am Patienten, mit einer Ausfallquote von schätzungsweise 95%. Wir wollen unsere Chancen mit Ideen aus der Präzisionsmedizin verbessern.“ Er setzt für den Erfolg neben der Bioinformatik auch auf gut funktionierende Netzwerke, Unterstützer und Experten: „Vor allem der Forschungsverbund Mecklenburg-Vorpommern hat uns bisher schon großartig geholfen, zum Beispiel bei den administrativ-bürokratischen Herausforderungen, was die Schutzrechte angeht.“
Eine Operation des grünen Stars schafft einen verbesserten Abfluss für das Kammerwasser des Auges, das bei der Erkrankung für einen zu hohen Augeninnendruck sorgt und im Verlauf zum Verlust der Sehkraft führen kann. Der operativ geschaffene Abflussweg kann sich durch Fibrose mit der Zeit aber wieder verschließen. „Ein bisher nach Operationen des Grünen Stars verwendeter Wirkstoff kann starke Nebenwirkungen haben. Ein alternatives Medikament wäre nicht nur in der Augenheilkunde, sondern in vielen anderen Bereichen gefragt.“ sagt Prof. Dr. Oliver Stachs, Projektleiter an der Augenklinik.