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Wasser und Seife reichen zur Händereinigung aus

12. October 2021
Angela Stassewski arbeitet als Leitende Hygienefachkraft an der Unimedizin.

Angela Stassewski arbeitet als Leitende Hygienefachkraft an der Unimedizin.

Eine Hygieneexpertin der Unimedizin Rostock klärt auf

Kleine Desinfektionsfläschchen an Kinderwagen, keimtötende Reinigungstücher für den Haushalt, Regale voller Desinfektionssprays – für die einen ist es beruhigend, andere sehen darin eher eine Gefahr. Zu letzteren gehört Angela Stassewski. Sie ist Leitende Hygienefachkraft an der Unimedizin Rostock und warnt vor dem ständigen Einsatz von Desinfektionsmitteln im privaten Umfeld.

„In einem Krankenhaus gibt es gefährliche Keime, die auf das geschwächte Immunsystem der Patienten treffen. Da ist es wichtig, sich regelmäßig die Hände zu desinfizieren. Im Privaten sieht es jedoch ganz anders aus. Regelmäßiges gründliches Händewaschen reicht völlig aus“, so Stassewski. Wenn Eltern ihre Kinder auffordern, sich vor dem Essen die Hände zu waschen, ist das vollkommen berechtigt. Beim Essen können Keime direkt auf die Mundschleimhaut übertragen werden. Sie betont, dass auch nach dem Nachhause kommen eine gründliche Reinigung der Hände sehr wichtig ist, denn „an den Griffen von Einkaufswagen, an Treppengeländern oder an Türgriffen gibt es viele Erreger“. Dazu zählen unter anderem Fäkalkeime, Streptokokken, Staphylokokken und auch Viren und Pilze.

Und so geht es richtig: Die Hände sollten ca. 30 Sekunden unter fließendem Wasser mit einer hautfreundlichen Seife gewaschen werden. Wichtig ist dabei, auch die Handrücken und die Fingerzwischenräume gründlich zu reinigen. Damit die Haut der Hände nicht zu sehr austrocknet, hilft regelmäßiges Eincremen.

Der übermäßige Einsatz von Desinfektionsmitteln in Privathaushalten ist aus Sicht der Hygieneexpertin eher gefährlich.  Anwenderfehler können zu Hautproblemen führen, Allergien und Ekzeme sind häufig die Folge. Auch bei normalen Infektionskrankheiten im familiären Umfeld reicht regelmäßiges Händewaschen aus, um einer Ansteckung vorzubeugen.

„Vor allem Kinder brauchen den Kontakt zu Keimen, um ein widerstandsfähiges Immunsystem zu entwickeln“, betont Stassewski. „Übertriebene Sauberkeit erreicht genau das Gegenteil. Die Kinder werden anfälliger für Allergien und Krankheiten, denn Desinfektionsmittel vernichtet auch die nützlichen Bakterien“, fasst die Hygieneexpertin zusammen.