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Weltwissen aktualisiert: Regenerative Medizin füllt 2000 Seiten

22. July 2016

Nach dem Buch ist vor dem Buch: Prof. Dr. Gustav Steinhoff bereitet schon die nächste Ausgabe vor.

Stammzell-Pionier versammelt Expertenbeiträge in Mammut-Werk

Die Vorarbeiten dauerten zwei Jahre. Nun hat Rostocks Stammzell-Pionier Prof. Dr. Gustav Steinhoff die Mammut-Abhandlung „Regenerative Medicine“, das größte Werk zur Regenerativen Medizin, in der dritten, aktualisierten Auflage herausgebracht. 2011 war der Erstling herausgekommen. „Alle paar Jahre aktualisiere ich die Fakten“, sagt der leitende Herzchirurg der Universitätsmedizin Rostock. Das Feld entwickle sich rasend schnell. „Der Wissensbedarf bei Studenten und Medizinern ist enorm.“ Außerhalb der Fachbücher sei auch die Information für Patienten auf dem komplexen Gebiet der Regenerativen Medizin nur eingeschränkt verfügbar.

„Wir fassen den Wissensstand mit Beiträgen aus aller Welt zusammen“, so Steinhoff. Das liefere kein anderes Buch. An den 60 Kapiteln seien 200 Co-Autoren beteiligt gewesen. Mittlerweile hat Steinhoffs Kompendium in die Lehrbuchempfehlungen der Unis Eingang gefunden. Jährlich verkaufen sich fast 70 000 Exemplare des auf 2000 Seiten komprimierten Expertenwissens.

Die dritte Auflage erschien in diesem Jahr binnen vier Monaten – in fünf Bänden. „Das ist bemerkenswert: Gestartet waren wir bei der ersten Ausgabe mit einem einzigen Band“, macht Steinhoff die Dimensionen klar. Ausgangspunkt für „Regenerative Medicine“ war ursprünglich ein europaweites Vernetzungsprojekt gewesen. Der Herzspezialist war unter den deutschen Vertretern, die die Regenerative Medizin auf dem Kontinent voranbringen wollten. Ein Projekt war das Buch. Zunächst gewann er Co-Autoren aus anderen europäischen Ländern, versuchte aber auch, in den USA, Asien und Australien führende Experten für das Fachgebiet auszumachen. „Das ist zunehmend gelungen“, berichtet der Arzt. Afrika und Südamerika hat er noch im Blick.

Seit dem ersten Aufschlag zum Fachgebiet hat dieses erhebliche Fortschritte durchlaufen. „Stammzelltherapie wird mehr und mehr in den Kliniken angewendet. Herz, Gefäße, Haut, Augenhornhaut – es haben sich viele Behandlungsfelder entwickelt. Biotechnologie und Medizin befruchten sich gegenseitig“, so Steinhoff. Darin liege eine große Chance für die Patienten. Die Ergebnisse erfolgreicher Forschung landeten letztlich am Krankenbett.

Das Werk solle dazu beitragen, die Regenerative Medizin als Entwicklungsgebiet zu beschreiben; sie soll erfassbar werden für die aktuelle Generation. Was sind Stammzellen, wie funktioniert Regeneration im Körper? „Wir sind kein statischer Organismus. Wir schütteln etwa unsere Haut ab wie ein Baum Blätter abwirft. Dahinter steckt ein Wiederherstellungsmechanismus, den wir für Therapien kennen und nutzen lernen müssen.“

Er habe selbst durch die Arbeiten am Buch erheblich an Wissen dazugewonnen, sagt der Mediziner. Zum Beispiel zum Aspekt der Verantwortung. Es sei die Frage an jeden Arzt, ob er qualifiziert genug ist, um neuartige und individuelle Methoden wie die der umprogrammierten Stammzellen anzuwenden. „Eine langfristig manipulative Therapie erfordert mehr fachspezifisches Wissen als die Gabe einer Blutverdünnungstablette.“ Daher plädiert Steinhoff für internationale Leitlinien für den wissenschaftlichen und klinischen Umgang mit der Stammzelltherapie.

Nach dem Buch ist übrigens vor dem Buch: Für den Rostocker Mediziner beginnen demnächst die Vorbereitungen für die vierte Auflage „Regenerative Medicine“.

Ansprechpartner: Prof. Dr. Gustav Steinhoff, Direktor der Herzchirurgie, Universitätsmedizin Rostock, Tel.: 0381 494 6101