Aktuelles

Weniger essen – älter werden? Rostocker Forscher zählen Kalorien

15. April 2015

Wer weniger isst, wird schlauer und älter. Das konnten Rostocker Forscher jetzt an Mäusen zeigen.

Weniger essen – besser leben? Was ist dran an dem Ernährungsratschlag, weniger Kalorien zu sich zu nehmen, nach dem viele Menschen ihren Diätplan ausrichten? Dieser Frage sind Forscher der Universitätsmedizin Rostock auf den Grund gegangen. Im Tierexperiment überprüften sie, welche Auswirkungen eine kalorienreduzierte Nahrungszufuhr auf den Körper hat. Die Wissenschaftler gaben Mäusen am Institut für Experimentelle Chirurgie über einen Zeitraum von anderthalb Jahren nur eine Mindestmenge an Futterpellets in den Fressnapf. Zum Vergleich wurde eine zweite Maus-Gruppe normal ernährt. 

„Aus früheren Studien wissen wir, dass eine kalorienreduzierte Ernährung im Gehirn schützende Prozesse in Gang setzen kann“, erklärt Biologin Dr. Angela Kuhla vom Institut. „Allerdings liefen diese Versuche meist nur über einen kurzen Zeitraum. Die Datenlage war dabei nicht immer ganz eindeutig.“ Die Rostocker Forscher haben daher einen neuen Ansatz ausprobiert und Mäuse von der Jugend bis ins Erwachsenenalter beobachtet.

„Wer weniger isst, wird schlauer und älter“, fasst Prof. Dr. Andreas Wree, Kooperationspartner und Direktor des Instituts für Anatomie, das Ergebnis zusammen. Bei dem Versuch habe sich gezeigt, dass die Mäuse, die ihr Leben lang – hier über den Untersuchungszeitraum – wenig zu sich nahmen, im Gegensatz zu den normal gefütterten Geschwistern nicht oder später starben. „Die untersuchte Maus-Gruppe hat etwa 40 Prozent weniger Nahrung erhalten als normal“, sagt Wree und betont: „Mangelerscheinungen traten dabei noch nicht auf.“ Diese Mäuse stellten ihren Fettstoffwechsel entsprechend um und zeigten im hohen Alter körperliche Fitness und ein deutlich besseres Gedächtnis. Somit konnte zumindest im Maus-Modell gezeigt werden, dass mit einer kalorienreduzierten Ernährung ein langes Leben bei geistiger Klarheit erreicht werden kann. Lediglich kurze Abstinenzen und Hungerkuren führen demnach nicht zum gewünschten Erfolg, so Wree. 

Konkrete Ernährungshinweise für Menschen sollten aus dem Versuch jedoch nicht abgeleitet werden. „Wir betreiben Grundlagenforschung und werden im nächsten Schritt erst überprüfen müssen, welche Mechanismen bei unseren Beobachtungen eine Rolle spielen“, sagt Prof. Dr. Brigitte Vollmar, Direktorin des Instituts für Experimentelle Chirurgie.  Biologin Dr. Kuhla vermutet, dass durch die veränderte Ernährung beispielsweise Botenstoffe aus der Leber ausgeschüttet werden, die das Gehirn schützen können. „Eines wissen wir aber mit Sicherheit“, hält sie fest. „Zu viel zu essen, ist ungesund. Wenn wir alle ein bisschen mehr darauf achten, was und wie viel wir verzehren und wie unser Körper darauf reagiert, ist das schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.“