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Wenn das Piepen und Rauschen im Ohr an den Nerven zehrt

21. July 2020
Annegret Körber unterstützt Patienten dabei, Tinnitus mit sich in Einklang zu bringen

Annegret Körber unterstützt Patienten dabei, Tinnitus mit sich in Einklang zu bringen

Musiktherapie für Tinnitus-Patienten an der Unimedizin

Ständiges Brummen, monotones Rauschen oder Piepen im Ohr können extrem nervenzehrend sein. Chronischer Tinnitus ist ein weit verbreitetes Phänomen. Menschen, die von dem ständigen Ton im Ohr begleitet werden, leiden oftmals auch an Schlaflosigkeit, sind unruhig und ziehen sich aus der Gesellschaft zurück. Ihr Leben wird von dem oft nicht nachweisbaren Geräusch komplett auf den Kopf gestellt. Heilbar ist Tinnitus nicht, aber Patienten können durch Therapien lernen, damit zu leben, ohne ständig gefrustet zu sein. Die Unimedizin Rostock bietet neuerdings eine besondere Musiktherapie an. „Das Gruppenangebot ist eines von sehr wenigen in ganz Deutschland und richtet sich an unsere ambulanten Patienten“, sagt Prof. Dr. Carsten Spitzer, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Alle Patienten, die eine Behandlung wünschen, aber mit Musik nichts am Hut haben, brauchen keine Bedenken haben. „Mit gemeinsamem Musizieren hat die Therapie nichts zu tun und musikalische Vorkenntnisse sind auch nicht nötig“, erklärt Annegret Körber, Musiktherapeutin und Gruppenanalytikerin. Die Therapie setzt sich aus drei Bausteinen zusammen: Beratung, Entspannung und musikalisches Filtertraining. Die Patienten lernen, welche Methoden sie anwenden können, um mit dem störenden Dauergeräusch besser zu leben. Beispielsweise schlägt Körber den Gong, damit die Patienten ihren Ohr-Ton in ein anderes, weniger negativ besetztes Geräusch einbetten können. „Dadurch bringen sie ihren Tinnitus mit sich in Einklang und lernen, ihn ein Stück weit zu kontrollieren“, sagt sie. Außerdem trainiert sie mit den Patienten mit der eigenen Stimme und macht rhythmische Übungen.

Im September startet die zehnwöchige erste Therapie in einer geschlossenen Gruppe. „Das hat den Vorteil, dass sich die Teilnehmer über die Behandlung näher kennenlernen, sich gegenseitiges Vertrauen schenken und sich austauschen“, so Körber. Um die Wirkung nachzuweisen, wird die Musiktherapie wissenschaftlich begleitet. „Es ist erwiesen, dass musiktherapeutische Behandlungen einen positiven Effekt haben, es gibt aber bisher immer noch zu wenig Forschung“, sagt die Therapeutin. Für die Teilnahme ist eine Überweisung von einem niedergelassenen Arzt erforderlich, die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

Für die Behandlung von Tinnitus-Patienten arbeitet die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie mit der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie zusammen. Auch mit den Medizinischen Versorgungszentren der Unimedizin sowie Selbsthilfegruppen der Regionen ist Körber vernetzt.

Kontakt:

Tel.: 0381 / 494 9602
E-Mail: annegret.koerber{bei}med.uni-rostock.de

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