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Wenn der Schmerz das Leben bestimmt

20. October 2023
Arzt, Patientin und Pflegekraft stehen in einer Reihe in einem Physiotherapieraum

Schmerzkrankenschwester Grit Heitner (l.) und Dr. Jörn Bajorat haben Antje Raschert auf dem Weg in ein überwiegend schmerzfreies Leben begleitet.

Antje Raschert ist durch die Schmerztagesklinik der Unimedizin Rostock ein neuer Mensch geworden

Schmerzen, Schmerzen, Schmerzen: Jahrelang konnte Antje Raschert an kaum etwas anderes denken. Die Schmerzen im Nacken und Rücken haben sie so stark beeinträchtigt, dass sie weder arbeiten, noch sich um ihre Kinder oder den Haushalt kümmern konnte. „Ein kompletter Totalausfall“, erinnert sich die 42-Jährige an die schlimme Zeit. Nach einem beidseitigen Bandscheibenvorfall, den sie sich beim ungünstigen Heben ihrer Tochter zugezogen hatte, war für sie ein normales Leben nicht mehr möglich. Die Ärzte rieten zu einer Operation, doch die Furcht, dass dabei etwas schiefgehen könnte, beherrschte die junge Mutter. Um dem OP-Tisch zu entgehen versuchte sie, die Schmerzen mit verschiedensten Therapien wie Schmerzspritzen und Rehabilitation zu lindern. Der Erfolg blieb jedoch aus, die Schmerzen und die psychische Belastung blieben. Erst in der Schmerztagesklinik der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie der Unimedizin Rostock fand sie die richtige Hilfe. Über Freunde hat sie den Tipp bekommen, sich dort vorzustellen.

Vier Wochen lang hat Antje Raschert in der Tagesklinik ein individuelles Rundumpaket erhalten, das ihr die Schmerzen zum Großteil genommen und ihr auch gezeigt hat, damit umzugehen. „Unsere Therapie ist multimodal und beinhaltet körperlich-medizinische und psychologische Therapien“, erklärt der Leiter der Schmerztagesklinik Dr. Jörn Bajorat. „Unsere hochspezialisierten Ärzte, Psychologen, Psycho-, Ergo-, Physio- und Entspannungstherapeuten bilden das gesamte Spektrum der Schmerzmedizin ab und das mit Empathie und Herz“, ergänzt er. In vertrauensvoller Atmosphäre fühlen sich die Patienten, die in Kleingruppen therapiert werden, wohl und öffnen sich. „Oftmals spielen neben den Schmerzen noch ganz andere Faktoren, wie familiäre Umstände oder Begleiterkankungen, eine Rolle. Dies erfahren wir aber nur, wenn sich der Patient ernstgenommen fühlt und sich uns gegenüber öffnet“, erläutert Schmerzkrankenschwester und Entspannungstherapeutin Grit Heitner.

Während der Behandlung hat sich für Antje Raschert herausgestellt, dass sie zusätzlich eine Kälteallergie hat und an der Weißfingerkrankheit leidet, was ihr Nervenkostüm zusätzlich belastete. Nach einer eingehenden ärztlichen Untersuchung und Aufklärung über die Krankheiten bekam die Rostockerin beispielsweise Physiotherapie zur Stärkung der Tiefenmuskulatur sowie Entspannungs- und Atemtherapie verordnet. In psychologischen Gesprächen halfen ihr die Experten, ihren Geist wieder in Einklang mit ihrem Körper zu bringen. „Die vier Wochen waren für mich Gold wert“, resümiert Raschert. Ihre Schmerzen sind zwar nicht vollständig verschwunden, aber auf einem niedrigen Level. Und wenn ein Schmerzschub im Anmarsch ist, weiß sie sofort, was sie dagegen tun kann.

„Ich habe viele Tipps mit auf den Weg bekommen, die ich auch zu Hause anwenden kann“, sagt sie. Zirkeltraining, Yoga, Entspannung in der Sauna oder einfach mal eine kurze Auszeit helfen ihr dann am besten. Seit der Therapie im Frühjahr geht es der 42-Jährigen so gut, dass sie wieder arbeiten und das Familienleben genießen kann.

Für das Team der Schmerztagesklinik ist dieser Erfolg einer von vielen. Bis zu 90 chronische Schmerzpatienten behandeln sie im Jahr. Neben Rückenschmerzen leiden viele an Nervenschmerzen nach Gürtelrose oder Verletzungen, chronischen Kopf- und Gesichtsschmerzen, Fibromyalgie oder Morbus Sudeck, also an Schmerzkrankheiten, bei denen sich keine behandelbare Einzelursache finden lässt. „Unsere besondere Expertise besteht darin, dass die Patienten ganzheitlich betrachtet werden. Bei uns kommen modernste Mess- und Trainingsgeräte zum Gleichgewichts- und Koordinationstraining sowie Biofeedback und ultraschallgestützte Schmerzinjektionen zum Einsatz“, erklärt Dr. Jörn Bajorat. Ein weiterer Vorteil ist die intensive Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Disziplinen der Unimedizin Rostock.

Über die vier Wochen lernt das Team die Patienten von einer sehr persönlichen Seite kennen. „Jedes Schicksal bewegt uns und jeder Erfolg ist umso erfreulicher“, erzählt Grit Heitner. Ihre Patientin Antje Raschert denkt mit Freude an ihre Zeit in der Tagesklinik zurück. Dadurch ist sie ein neuer Mensch geworden. Ein Mensch, der wieder Freude am Leben hat.

Kontakt:

Telefon 0381 - 494 14 9390
E-Mail: schmerztagesklinik{bei}med.uni-rostock.de