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Wie wird ein Myom bösartig? Forscher arbeiten mit neuer Technik

09. May 2014

Oft bleiben sie unbemerkt: Uterusmyome zählen zu den häufigsten gutartigen Tumoren beim Menschen. 40 bis 60 Prozent aller Frauen zwischen 35 und 50 Jahren tragen die Geschwülste in sich, die sich in der Gebärmutter aus der glatten Muskelschicht bilden. „Meistens sind sie unbedenklich“, sagt Prof. Dr. Jörn Bullerdiek, Direktor des Instituts für Medizinische Genetik an der Universitätsmedizin Rostock und einer der führenden Myomforscher. Nicht jedes Myom verursacht Symptome. In 20 Prozent der Fälle machen sie sich jedoch bemerkbar – je nach Lage und Größe verursachen sie leichte Schmerzen, Blutungsstörungen oder sogar ungewollte Kinderlosigkeit. Das Forscher-Team um Bullerdiek will dem Phänomen Myom nun effektiver als bisher auf den Grund gehen. Mithilfe hochmoderner Technik.

Mitte Mai wird Rostock zur Hochburg für Kompetenz in Sachen Myome: Dann findet in der Hansestadt ein Internationaler Workshop statt. Forscher, unter anderem aus den USA und vielen europäischen Ländern diskutieren über Grundlagen und tumorbiologische Fragen – sie wollen die Erkrankung verstehen. Vor allem in den USA ist das Interesse an den Tumoren groß: „Bei Afroamerikanerinnen treten die Myome öfter und größer auf“, sagt Bullerdiek. „Bis zu 75 Prozent der Frauen sind dort betroffen. Warum, weiß man noch nicht.“ Der Forschungsbedarf sei definitiv gegeben. Auch hierzulande. „Bei uns wird Grundlagenforschung zu diesem Thema noch nicht als ein so interessanter Aspekt betrachtet“, meint der Experte. „Da müssen wir erst eine Tradition entwickeln.“

Mit seinem Team erforscht Bullerdiek, wie es kommt, dass sich Myome in der Gebärmutter entwickeln. Und vor allem: was dazu führt, dass sie – wenn auch selten – bösartig werden. „Es gibt eine Menge unklarer Punkte“, sagt er. „Wie unterscheiden sich Myome, die sich verändern, von denen, die gutartig bleiben? Warum verändern sie sich? Welche genetische Mutation liegt vor? Das sind einige der Fragen, mit denen wir uns beschäftigen.“ Um die Genetik der Tumore zu entschlüsseln, bedienen sich die Rostocker Forscher raffinierter Technik – des Oncoscans. Dr. Carsten Holzmann ist seit 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitätsmedizin und gerade damit beschäftigt, Gewebeproben zu untersuchen und zu vergleichen. „Wir sind die zweite Einrichtung in Norddeutschland, die mit dieser Technik arbeitet“, sagt der 44-Jährige fasziniert. „Sie ermöglicht es, DNA-Fragmente in extrem hoher Auflösung zu betrachten. Jetzt erkennen wir Veränderungen, die vorher gar nicht sichtbar waren.“ 

Erste Ergebnisse, die einen grundlegenden Eindruck von der Genetik der Uterusmyome erlauben, wurden jüngst von Bullerdieks Team publiziert.

Für die Behandlung von Myomen gibt es mehrere Alternativen. Eine ist die Operation. Wird dagegen aus einem Uterusmyom ein bösartiger Tumor, ist der nur schwer zu behandeln. So oder so werden neue Erkenntnisse die Diagnostik und mittelfristig auch die Behandlung der Tumore verbessern – davon ist Bullerdiek überzeugt.