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Zeitreise: Rostocker Unimedizin zeigt Schätze aus ihrer Geschichte

08. August 2016

Setzkasten mit Glasaugen zur Darstellung von Erkrankungen.

Funde von schaurig bis lehrreich / Zu sehen ab 23. August

Eindrucksvoll, lehrreich und manchmal auch kurios: Mit historischen Objekten aus Forschung, Lehre und Krankenversorgung gewährt die Universitätsmedizin Rostock ab dem 23. August in einer Ausstellung Einblick in ihre Vergangenheit. Die Exponate werden in der Societät Rostock Maritim, dem ehemaligen Schifffahrtsmuseum am Steintor, unter dem Titel „Schick, schräg und schaurig - Schätze aus der Geschichte der Universitätsmedizin Rostock“ gezeigt. Sie stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert und reichen von großen Apparaten, Instrumenten, Medikamenten und Pülverchen bis zu naturnahen Nachbildungen krankhaft veränderter Körperteile - so genannten Moulagen.

Mehr als 3000 solcher täuschend echt wirkenden Wachs-Nachbildungen gab es einst an der Rostocker Hautklinik. In realitätsnahen Farben, Größen und Formen veranschaulichten die dreidimensionalen Modelle Haut- und Geschlechtskrankheiten, die sonst den Studenten nur in der Theorie hätten umschrieben werden können. Gefertigt wurden sie zwischen 1908 und 1933 nach dem Abbild echter Patienten und, um die Lebensnähe zu unterstreichen, mit authentischer Körperbehaarung. Sie zeigen vor allem die verschiedenen Ausprägungen der Syphilis. Die Sammlung galt als eine der bedeutendsten in ganz Deutschland und sollte 1940 auf einem Kongress in New York ausgestellt werden. Bevor es dazu kommen konnte, wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg ein Großteil des Bestands zerstört. Heute sind knapp 40 Exemplare erhalten. Einige von ihnen zeigt die Unimedizin in der Ausstellung.

Viele weitere Modelle und Instrumente dokumentieren frühere Behandlungsmethoden. Was dem heutigen Betrachter fremdartig oder grausig erscheinen mag, zählte einst zum höchsten Stand der Technik. Wen beispielsweise heute schon die Angst vorm Zahnarzt quält, wird beim Anblick eines Bohrers aus dem frühen 20. Jahrhundert erschaudern, der optisch eher einem alten Spinnrad gleicht als den grazilen Geräten der heutigen Zeit. Viele der gezeigten Geräte stammen aus dem Rostocker Institut für Physiologie. Dort findet sich eine große Sammlung von Apparaten, von denen ein Großteil einst in der institutseigenen Werkstatt gefertigt wurde. So können die Besucher erfahren, wozu der ausgestellte Taubenhalter diente oder das Gerät in Augenschein nehmen, mit dem in früheren Tagen die Totenstarre nachgewiesen wurde.

Einen besonderen Hingucker im wahrsten Sinne liefert die Augenklinik: Ein großer Setzkasten zeigt kunstvoll gefertigte Glasaugen, an denen verschiedenste Erkrankungen dargestellt wurden. 

„Unsere medizinische Zeitreise soll die Besucher in Staunen versetzen“, sagt Prof. Dr. Christian Schmidt, Ärztlicher Vorstand der Unimedizin. „Wir zeigen, dass wir im Gesundheitswesen eine riesige Entwicklung durchlaufen haben und unsere heutigen Standards an Hygiene, Sicherheit und Schmerzfreiheit nicht immer selbstverständlich waren. Viele der Apparate, die wir zeigen, waren wichtige Schritte auf dem Weg zu unserer heutigen modernen Medizin. Eine Nebenwirkung ist beim Besuch der Ausstellung also garantiert: Erkenntnisgewinn."