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Zur Übung: Die Unimedizin Rostock stärkt ihre Krisenresilienz

07. April 2025
Ein im Gesicht blutender Mann liegt auf einer Trage. Medizinisches Personal kümmert sich um ihn  und legt ihm ein Armband um.

Bei der Triage wurden die Verletzten für die Weiterbehandlung in Kategorien eingeteilt.

Viel medizinisches Personal kümmert sich in einem technisch umfassend ausgestatteten Raum um einen Verletzten.

In einem Schockraum werden die lebensbedrohlich Verletzten versorgt.

Bei der bisher größten Simulation eines Massenanfalls an Verletzten an der Universitätsmedizin Rostock wurde die Organisation der Krankenversorgung im Krisenfall überprüft

Es ist 9.45 Uhr am Samstagmorgen, als der Alarm ertönt. Innerhalb von Sekunden liegt Spannung in der Luft. Pflegekräfte und Ärzteteams verlassen ihre gewohnten Routinen und bereiten sich in Windeseile auf das Ungewisse vor: Eine Explosion bei einer Sportveranstaltung, gefolgt von einer Massenpanik – Dutzende Verletzte werden erwartet. Noch weiß niemand, wie viele Menschen betroffen sind. Doch eines ist klar: Jede Minute zählt.

In der Universitätsmedizin Rostock beginnt zu diesem Zeitpunkt die bislang größte Katastrophenschutzübung in ihrer Geschichte. Mehr als 200 freiwillig Beteiligte stellen sich der Herausforderung, innerhalb kürzester Zeit eine funktionierende Notfallstruktur auf die Beine zu stellen – eine Generalprobe für den Ernstfall.

Was diese Übung von früheren unterscheidet: Zum ersten Mal werden alle Klinikbereiche vollständig eingebunden. Von der Erstversorgung in der Notaufnahme über die Versorgung im Operationssaal bis hin zur Betreuung auf den Intensivstationen – diverse Stationen und Schnittstellen werden getestet. Auch unterstützende Einheiten wie das Zentrallabor, die Transfusionsmedizin, die Medizintechnik, die Apotheke, die Transportdienste, das Zentrallager und die Telefonzentrale sind Teil des Szenarios. Koordiniert wird das Ganze in der Klinikeinsatzleitung. Das Training wird vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) und der Rostocker Feuerwehr unterstützt. Eine umfassende Auswertung dieser Mammutübung soll in den kommenden Wochen erfolgen.

„Es ist sehr wichtig, dass wir als Universitätsmedizin Rostock bestmöglich auf  Krisensituationen jeder Art und Größe vorbereitet sind“, betont Dr. Christiane Stehle, Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Vorständin der Unimedizin. „Die heutige Übung ist dabei ein weiterer wichtiger Schritt, unsere Kommunikation und die klinikinternen Abläufe weiter zu verbessern und, wo notwendig, anzupassen. Vielen Dank an alle Kolleginnen und Kollegen aus den ärztlichen und pflegerischen Diensten, der patientenfernen Dienste und der Administration die heute freiwillig in beeindruckender Zahl an dieser Übung teilgenommen haben.“

Insgesamt 40 „Verletzte“ gilt es zu versorgen – zwölf von ihnen sind lebensbedrohlich verletzt (Sichtungskategorie I), 15 schwer (SK II) und 13 leicht (SK III). Die Patientinnen und Patienten sind allerdings keine echten Opfer, sondern Freiwillige der Medical Task Force Mecklenburg-Vorpommern des DRK. Professionell geschminkt und instruiert, machen sie das Szenario erschreckend realistisch.

Die Notaufnahme wird zum Zentrum des Geschehens. Hier läuft alles zusammen – hier entscheidet sich, wie gut die Klinik für den Ernstfall gewappnet ist. „Bereits in der Vorbereitung auf dieses Training wurden detaillierte Vorkehrungen getroffen, damit die akute medizinische Versorgung insbesondere im Bereich der Patientenaufnahme in der Zentralen Notaufnahme zu jedem Zeitpunkt der Übung gewährleistet blieb“, erklärt Dr. Tarek Iko Eiben, stellvertretender Medizinischer Koordinator und Leiter der Zentralen Notaufnahme.

Alle Beteiligten wurden zusätzlich zum regulären Klinikpersonal alarmiert – automatisch, wie es auch im Ernstfall vorgesehen ist. Jeder weiß, was zu tun ist – und was auf dem Spiel steht. Denn trotz der Simulation ist der Druck real.

Prof. Dr. Sven Märdian, Medizinischer Koordinator der Übung und Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, zieht ein erstes Resümee: „Mit dieser Übung haben wir herausgefunden, was wir bereits sehr gut können und wo noch unsere Schwachstellen in solchen Situationen liegen. Damit diese nicht in einem Ernstfall auftreten, ist richtig und wichtig, solche Extremsituationen in dieser Größenordnung und Intensität zu proben.“

Und so endet der Tag nicht nur mit erschöpften, aber zufriedenen Gesichtern – sondern auch mit dem Wissen: Wenn der Ernstfall eintritt, ist die Universitätsmedizin Rostock vorbereitet.