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DFG fördert Rostocker Cannabis-Forschung weiter

12. September 2017

Sie untersuchen die Wirkung von körpereigenen Cannabinoiden auf die Tumorentwicklung: Dr. Robert Ramer (v.l.), Prof. Dr. Burkhard Hinz und Doktorand Felix Wittig.

Pharmakologen ergründen Wirkungsweise von Antitumor-Botenstoffen

Gerade feiert die Hanfpflanze ein Comeback in der Medizin. So ist am 10. März diesen Jahres ein Gesetz in Kraft getreten, dass es jedem Arzt - unabhängig von seiner Fachrichtung - möglich macht, Cannabis-Blüten und -Zubereitungen in Deutschland zu verordnen. In den zurückliegenden Jahren wurden bestimmte Inhaltsstoffe der Cannabis-Pflanze, sogenannte Cannabinoide, bereits zur Therapie von Übelkeit und Erbrechen bei einer Chemotherapie oder zur Behandlung von Spastiken und Schmerzen bei Patienten mit Multipler Sklerose eingesetzt.
"Die Verschreibungsfähigkeit von Cannabis-Blüten ist insofern ein Novum, als dass hier im Gegensatz zu anderen arzneimittelrechtlich zugelassenen Medikamenten kein ausreichend geprüftes Arzneimittel vorliegt", so Prof. Dr. Burkhard Hinz, Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie an der Universitätsmedizin Rostock. Diese Vorgehensweise sei als Übergangslösung im Sinne der Patienten gerechtfertigt, mittelfristiges Ziel müsse aber die arzneimittelrechtliche Zulassung umfangreich klinisch geprüfter Fertigarzneimittel auf Cannabis-Basis sein. Vor diesem Hintergrund bestehe von Seiten vieler Experten darüber Konsens, die präklinische und klinische Forschung zu Cannabis und Cannabinoiden zu intensivieren.
Hinz' Forschungsgruppe setzt sich mit möglichen therapeutischen Einsatzgebieten für Cannabinoide auseinander. Seit 15 Jahren wird der Pharmakologe dabei durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt. Mithilfe einer gerade angelaufenen dreijährigen DFG-Förderung in Höhe von etwa 229 000 Euro wird das Forschungsteam nun das therapeutische Potenzial von Wirkstoffen untersuchen, die den körpereigenen Abbau sogenannter Endocannabinoide unterbinden. Das sind im Organismus vorkommende Fettsäure-Verbindungen, die an vielfältigen Funktionen im gesamten Körper beteiligt sind. In Voruntersuchungen konnte die Gruppe um Prof. Hinz in verschiedenen präklinischen Modellen bereits zeigen, dass eine pharmakologisch hervorgerufene Erhöhung bestimmter Endocannabinoide die Ausbreitung von Tumorzellen und Metastasen hemmt und die für das Tumorwachstum notwendige Gefäßneubildung blockiert.
"Eine Reihe experimenteller Befunde spricht dafür, dass Endocannabinoide eine wichtige Rolle bei der Unterdrückung der Tumorentstehung und -ausbreitung spielen. Von den laufenden Untersuchungen versprechen wir uns somit die Identifizierung potenzieller Arzneistoffe, die zu einer erhöhten Bereitstellung körpereigener Antitumor-Botenstoffe führen", erläutert Prof. Hinz.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Burkhard Hinz
Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie
Universitätsmedizin Rostock
0381/ 494 5770
E-Mail: burkhard.hinz{bei}med.uni-rostock.de