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Erste Patientin roboterassistiert an der Lunge operiert

05. April 2023
Ärzte und Patientin stehen im Flur nebeneinander

Patientin Lolita Bratek (3. v.r.) hat dank dem Ärzte und Pflegeteam der Unimedizin Rostock eine zweite Chance erhalten: OP-Pfleger Lars Köster (v.l.), leitender Thoraxchirurg Dr. Sven Förster, Prof. Dr. Sebastian Hinz, stellvertretender Klinikdirektor, Daniela Heinrich, Funktionsdienstleitung im Zentral-OP und Klinikdirektor Prof. Dr. Clemens Schafmayer

Unimedizin Rostock setzt Maßstäbe in der Krebsversorgung

– Lungenkrebs wird oft erst in einem fortgeschrittenem Stadium festgestellt. Die Überlebensraten sind dann sehr gering. Die Erkrankung macht sich meist erst bemerkbar, wenn sich die Krebszellen schon ausgebreitet haben. Dann verspüren Patienten Schmerzen in der Brust oder in den Knochen. So auch Lolita Bratek (59) aus Plau am See. Sie ließ ihre anhaltenden Rückenschmerzen beim Arzt abklären. Die Aufnahmen des Computertomographen brachten schließlich Gewissheit: Die 59-Jährige hatte zwei Tumorherde in der Lunge. Nach Abschluss aller Zusatzuntersuchungen stand fest, dass eine Chance auf Heilung nur mit Hilfe eines größeren operativen Eingriffes besteht. Diese Art der Tumoroperation wird bis heute in der Regel über einen großen Schnitt am Brustkorb durchgeführt. Doch dank des seit Kurzem an der Universitätsmedizin Rostock eingesetzten Da-Vinci-OP-Roboters, ist ihr dieser schwerwiegende Eingriff erspart geblieben. Lolita Bratek ist die erste Patientin in Mecklenburg-Vorpommern, die roboterassistiert und minimal-invasiv an der Lunge operiert worden ist. Mit Erfolg: Schon nach vier Tagen hatte sie sich so weit erholt, dass sie das Krankenhaus verlassen konnte. Die Krebszellen sind entfernt und sie kann nun wieder ein nahezu normales Leben führen.

Nur wenige kleine Schnitte erinnern heute noch an den Eingriff, der es trotz alledem in sich hatte. „Wir haben ihr auf der rechten Seite zwei Lungenlappen und somit die Tumore komplett sowie eine große Zahl an Lymphknoten entfernen können“, erzählt der leitende Thoraxchirurg, Dr. Sven Förster, der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie. Die Vorteile der roboterassistierten Chirurgie für die Patienten liegen auf der Hand: Die Patienten verlieren weniger Blut, haben weniger Wundschmerzen, da beispielsweise die Rippen nicht gespreizt werden müssen, und erholen sich deutlich schneller. Das Vertrauen der Patienten in die neuartige Technik nimmt deutlich zu. Immer mehr Patienten wollen von Chirurgen mit Roboter-Assistenz operiert werden.

In Deutschland gibt es nur wenige Zentren, die mit der roboter-assistierten Chirurgie an der Lunge vertraut sind. Patienten müssen für derartige Eingriffe bis nach Hamburg oder Berlin fahren. „Unsere Operateure werden bestmöglich im Umgang mit dem OP-Roboter geschult, daher werden wir Operationen an der Lunge routinemäßig an unserer Unimedizin etablieren“, erklärt Klinikdirektor Prof. Dr. Clemens Schafmayer. Durch die 3D-Sicht, eine bis zu zehnfache Vergrößerung und maximale Beweglichkeit, können die Chirurgen wesentlich präziser operieren. Das System kommt neben der Lunge unter anderem bei Erkrankungen an der Prostata, Niere, Leber, Speiseröhre sowie an Gefäßen und verschiedenen Darmabschnitten zum Einsatz.